Liebe Kay!
Vielen Dank für deinen Deutungsversuch, wenn ich ihn richtig verstanden habe, meinst du das mir mein Traum unter anderem sagen möchte, dass die Richtung in die ich gerade gehe, wohl entgegen dem steht was ich eigentlich möchte? Mir is das glaub ich schon bewusst aber weiß ich nur nicht, wie ich jetzt in die andere Richtung gehen kann aber gut das is ja wohl ein anderes Thema.
Ich denke schon dass dies ein Thema ist, das sich aus Deinem Traum ergibt. Denn wenn der Deutungsversuch auch nur ungefähr zutreffend sein sollte - mit ihm die These, dass es durch die Erziehung zu einem Trauma gekommen sei, das Dich auf den rollenumkehrerischen Weg des Lehrer-Werden-Wollens gezwungen habe-, dann stellt sich natürlich die Frage, "wohin dann?" Darüber gibt es eine Theorie, nur würde es nicht wirklich was bringen, sie Dir hier zur Diskussion zu stellen, weil sie das Mensch-Sein im ganz allgemeinen anbetrifft. Es kann jedoch angenommen werden, dass das, was Du von Natur aus bist und willst, unter der Erziehungslawine verschüttet bzw. ins sog. Unbewusste lebendig begraben wurde, und dass Deine Träume bestens geeignet wären, Dir den Zugang zu diesem Bereich nach und nach wieder frei zu legen.
Nur damit ich es richtig verstehe, also meinst du, dass ich im Alter von 6 Jahren womöglich was traumatisches erlebt habe, auf was mich der Traum jetzt hinweisen möchte? Ich habe wirklich sehr genau überlegt und mich versucht zu erinnern aber irgendwie habe ich, wenn ich mich an meine Kindheit erinnern kann, eigentlich nur schöne Erinnerungen im Kopf bzw. keine Erinnerungen, die für mich ein traumatisches Erlebnis darstellen....
Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder liegt mein Deutungsversuch völlig falsch, oder nicht. Mich selbst überrascht es nicht, dass Du in Deinen Kindheitserinnerungen nichts findest, das Du im entferntesten im Sinne eines derart heftigen Traumas beurteilen würdest, wie es meiner Meinung nach von der Lawine und dem erschütterten Weinen Deiner sich außerdem mit Selbstvorwürfen quälenden Freundin im Traum nahe gelegt wird. Woran solltest Du es erkennen können, wenn (wovon ich ausgehe) Du ausschließlich Menschen kennst, die sich innerlich in ganz ähnlicher Situation wie Du befinden? Und wenn angenommen werden muß, dass es unbedingt mit zum Überlebensdrang der Kinder gehört, sich mit ihren sie tief traumatisierenden Erziehern zu arrangieren, bis hin zu dem Punkt, dass sie ihre Traumatisierungen und die damit verbundenen Emotionen mehr oder weniger vollständig ins Vorbewusste verkapseln? Die meisten aller Erziehungsopfer werden niemals wagen, an ihr So-Sein zu rühren, lebenslänglich das bleiben, zu dem sie gemacht wurden und während dessen die nächste Generation in den selben Teufelkreis hineinziehen...
Also meinst du damit, dass ich im Unterbewusst sein schon damit anfange mich vom Gedanken Lehrer zu werden verabschiede und das wohl auch für meine Gesundheit besser wäre?
Meiner Ansicht nach rührt Dein Traum an wahrscheinlich mehrere Mikro-, nur symbolisch - und um Dir das Thema überhaupt bewusst zu machen - zu einem einzigen Makrotrauma verdichtete Erlebnisse, in deren Folge das wirklich Gesunde am Menschen verdrängt und an seiner Statt ein mit der Erziehung exemplarisch konform gehendes Ersatzverhalten implantiert wurde. Das heisst aber nicht, dass ich als Deiner Genesung förderlich erachten würde, Dich von jetzt auf gleich von diesem Berufswunsch zu verabschieden - Aktionismus wird weder von der Psychoanalyse empfohlen, noch fordert es dein Traum. Im Traum hast Du angefangen zu forschen, was da los war; das im Wachen fortzusetzen ist das beste, was Du unternehmen kannst. Solange Du keine diagnostische Klarheit gewonnen hast, welche Umstände Dich auf den von mir angenommenen Holzweg zwangen, bliebest Du unter der Macht der geprägten Inhalte Deines "Über"-Ichs gefangen, wenn nicht als Lehrerin, dann halt z.B. als ihren (getarnten) Sadismus zum Job machende Zahnärztin oder Mutter... Außerdem: beim Lehramtstudium bis auf weiteres bleiben hat ja gewisse Vorteile: Du hättest dein Einkommen und Ruhe vorm Psychoterror des Arbeitsamts...
In der Tat beschäftigt mich der Gedanke sehr, ob mein "Vorhaben" Lehrer zu werden, für mich wirklich ausreicht um meine "Erfüllung" zu finden.... und im Hinterkopf sind da natürlich Menschen, die ich nicht enttäuschen möchte.... Meine Eltern haben mich mein ganzes Studium mehr oder weniger bedingungslos unterstützt, vor allem finanziell! Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie es nicht toll fänden, würde ich zu dem Entschluss kommen, doch was anderes mit meinem Leben anzufangen.
Selbstverständlich nicht wenn wahr sein sollte, was ich über ihren Beitrag an Deiner Situation vermute. Maßgeblicher als die Eltern der Gegenwart sind aber die mit ihrem Verhalten und bildhaften Äußeren seit der Geburt verbundenen Inhalte Deines eigenen ÜberIch/ "Gewissens". Es ist die auswegslose Abhängigkeit der Kinder an ihre körperlich und manchmal auch geistig erwachsen gewordenen Bezugspersonen, die diesen die Macht gibt, 'ihre' Kinder gemäß der gesellschaftlichen Vorgaben erzieherisch zu domestizieren - respektive der Deinem Ich (im Neocortex) vom Über-Ich (im "limbischen System") gefühlsmäßig einsuggerierte Eindruck, Dich nach wie vor in der selben Abhängigkeit und Ausgeliefertheit zu befinden. Das trifft zwar in Wirklichkeit nicht zu (-Du könntest nämlich inzwischend ohne das Einverständnis Deiner Eltern überleben - sogar Dich auf den Weg der Genesung begeben), solche Erkenntnis ist aber vorerst rein rational und vermag in dieser Form nichts Effektives zu verrichten gegen die Macht, die Dein elterngeprägtes Über-Ich auf Dein Ich verübt.
eingeflüsstert von Deiner anderen Ich-Fraktion, der mit der Mutter-Lehrerin unter einer Decke steckenden (symbolischen) Freundin...
Vielleicht zeigt das auch, dass ich mich absolut nich in der Lage sehe mich wirklich mit dem Problem auseinander zusetzen..
Wenn es so wäre würdest Du Dich aber nicht in derart vorbildlicher Weise mit Deinem Traum befassen; Du kannst mit Optimismus auf Deine Situation schauen.