Hallo Almuth,
versuchen wirs nochmal miteinander.
das hier:
Unsere Enkel werden „weibliche“ Männer sein und „männliche“ Frauen und sich ausgesprochen wohl fühlen damit. Solche Typen gibt es gelegentlich heute schon, sie finden große Beachtung und die Jugend strömt ihnen zu. Ich sage nur: Conchita Wurst.
Transvestiten gibt es ja schon länger. Die wollen aber meist so weiblich erscheinen wie es ihnen nur möglich ist.
Diese Person aber hat sich männlich und weiblich zugleich dargestellt. Das war neu und es hat – weltweit – gefallen!
ist für mich eine völlig andere Ebene. Ich erkläre dir auch warum:
Was Conchita Wurst aus meiner Sicht "sehr deutlich machen wollte" ist, die Akzeptanz von Schwulen, Lesben, Transvestiten und Transsexuelle zu erhöhen. Das es "normal" sein "sollte", dass es Männer gibt, die so empfinden, eine solche Orientierung haben und umgekehrt (auch auf die Frauenwelt bezogen). Es sind "körperlich" und nach den sekundären Geschlechtsmerkmalen Männer - also fallen Optisch auch so auf - und
gleichzeitig tragen sie in sich eine ihrem äußeren Geschlecht optisch nicht entsprechende Empfindung/Lebensweise etc.. Daher hat er mit dem "gleichzeitig" darauf aufmerksam gemacht.
Im Gegensatz zu dir, bringe ich hier mal ein Beispiel aus meinem Leben mit:
Ich komme aus der Theaterszene und dort wimmelt es sozusagen von Schwulen und Lesben. Ich persönlich habe damit überhaupt kein Problem, weil ich immer den Menschen sehe und seinen Charakter. Das allein zählt für mich. In unserer Gesellschaft sind wir immer noch weit davon entfernt, alles was "nicht der definierten Norm entspricht" als normal zu akzeptieren. Es gibt immer noch einen Aufschrei, einen Hinkucker ein sonstwas...ich habe persönlich miterlebt, wie stark diese Menschen darunter leiden...wie "peinlich genau" sie in der Gesellschaft darauf achten, nicht erkannt zu werden - auch wenn es inzwischen besser geworden ist.
Einer aus meiner (damaligen) Gruppe, mit dem ich Skeztsche zusammen spielte, achtete "im Job" sehr genau darauf, keine Signale zu senden, die ihn decodieren könnten...inzwischen lebt er im Ausland in einer Beziehung, mit einem Mann...soweit scheint er glücklich....was ich miterleben durfte ist, dass diese Menschen jedoch genauso "Mann" oder "Frau" sind und sich durchaus "einem Klischee" entsprechend verhalten (haben). Und wenn sie "unter sich sind", dann sind sie um Ecken anders, als der "Schwule/Lesbe" auf der Strasse, die man so kennt und sieht!
Ganz interessant war mal ein Experiment, dass er mit mir gemacht hat: Wir waren in einer Stadt in den neuen deutschen Bundesländern...und haben "mal so richtig die Klischees bedient"....aber sowas von: Er Macho ich naives Blondchen. Der Vorschlag kam von ihm...darüber war ich die ersten Sekunden erstaunt, damit hatte ich nicht gerechnet...wir hatten eine Mortzgaudi...und in dem Moment war mir klar, dass er "nur einmal im Alltag in eine normale Rolle" schlüpfen wollte und schauen, was passiert...er wusste auch, dass ich tolerant genug war, ihn weder darauf anzusprechen, noch ihn bloßzustellen später bei den anderen...und ich hatte weiter den Eindruck, dass er "sehr authentisch" war...
In all den Jahren, habe ich eine Menge gelernt, dafür bin ich dankbar...ich habe auch eine Erklärung dafür gefunden...und doch "sitzt tief in uns etwas, das uns gemäß unserer sexuellen Identität auch steuert". Ich bin inzwischen weit weg von Klischees...
Anknüpfend jetzt daran, glaube ich schon, dass wir in uns "Verhaltensweisen tragen", die
nicht anerzogen sind und die uns "unbewusst" steuern....und wie ich oben schrieb: Es gibt immer und für alles im Leben - Ausnahmen

Grüße