In der Ontologie (Die Lehre vom Sein) unterscheidet man zwischen drei ARTEN von Gegenständen.
1. materielle Gegenstände
Materielle Dinge sind daran zu erkennen, dass man sie wahrnehmen kann. Mit den Sinnen erkennen. Materielle Gegenstände sind von Raum und Zeit unabhängig. Ein Stuhl ist heute morgen im Wohnzimmer gewesen und jetzt in der Küche, doch ist und bleibt dieser trotzdem ein und der selbe Stuhl. Dies benötigt so hoffe ich doch keine weitere Erklärung.
2. mentale Gegenstände
Hier wird es schon schwieriger. Mentale Gegenstände sind solche, welche an einen materiellen Gegenstand (Wirt) gebunden sind. Sie sind in ihrer "Lebensdauer" an die Dauer des Wirtes begrenzt, zeitlich deshalb nur teilweise begrenzt, jedoch vom Raum immer im Wirt! Beispiel hierfür wäre im besten Fall ein Gedanke! Der Gedanke eines Menschen ist immer im Kopf des Menschen verankert. Wenn nun dieser diesen vergisst, ist die "Lebensdauer" des Gedanken vorüber. Mit "Vergessen" meine ich wirkliches "Vergessen". Schlag auf den Kopf, vier Jahre Koma und darauffolgende Amnesie! Der einzige der diesen mentalen Gegenstand einen absoluten Wert zuordnen kann, ist der Wirt oder der Gegenstand selbst. (der letzte Satz ist kompliziert und im wesentlichen für meine erläuterung unwichtig)
3. abstrakte Gegenstände
Nur in welches Gebiet stecken wir Zahlen oder Buchstaben oder auch Sprachen? Sie sind von keinem der beiden Bereiche eingeschlossen und doch existieren sie. Sie sind also folglich auch Gegenstände. Die Zahl 7 kann man weder anfassen, noch kann man sie als mental bezeichnen. Sie ist etwas abstraktes. Abstrakte Gegenstände sind im Wesentlichen etwas materielles oder mentales in Schall, Proportion, Zeichen, Symbole, Worte, also in materielles zu fassen. Die Zahl 7 sagt über sich nicht aus, was sie ist. jemand der dieses Zeichen zum ersten mal sieht oder es zum ersten Mal hört, wird nie erfahren was es ist, außer er kennt 6 und 8 und er liest, 7 steht zwischen 6 und 8. Abstrakte Gegenstände entstehen also erst durch ein Medium, im Zahlenbeispiel ist das schwer zu erläutern, aber in der Sprache wäre es Schrift oder Schall.
Was ist nun Kunst?
Ich schweife nun einmal etwas ab vom Thema Kunst und gehe in eine andere Kategorie. Friedrich Wilhelm von Schelling sagte: "Architektur ist gefrorene oder erstarrte Musik. Bzw. Architektur ist Musik im Raum." Augustinus sagte: "Musik und Architektur sind beides Kinder der Zahl"
Die Vergleiche sind eigentlich sehr passend. Musik und Architektur beruhen beide auf Proportionen, also auf Dingen die abstrakt sind. Rhythmus, Harmonie und Melodie sind sowohl architektonisch als auch musikalisch bekannt. Kari Jormakka ergänzte diese Anschauung in seinem Buch "Geschichte der Architekturtheorie" und sagte: "Während ein Gebäude jahrhunderte- oder jahrtausendelang auf einer Stelle stehen kann, verstummt der Ton eines Musikinstrumentes innerhalb weniger Sekunden. In diesem objektiven Sinn ist Architektur vielleicht nicht eben gefrorene, aber zumindest langsame Musik. Eine solche Interpretation setzt jedoch voraus, dass das Musikstück mit einem physikalischen Klangereignis und das architektonische Werk mit einem materiellen Gebäude identifiziert wird."
Sicherlich wird das nicht zum Verständnis der Kunst beitragen, jedoch zum Verständnis von abstrakten Gegenständen. Denn sowohl Musik, als auch Architektur sind abstrakte Gegenstände. Musik entsteht durch Schall; Architektur durch Gebäude. Nicht jeder Schall ist Musik und nicht jedes Gebäude ist Architektur. Ersteres ist leichter zu begreifen, da wir Geräusche oder einen Knall oder einen einzelnen Ton, niemals als Musik bezeichnen würden. Man muss diese erst kombinieren und in Beziehung setzen.
Bei der Architektur ist das ähnlich, ein normales Bushäuschen ist von der Funktion her, klar ein Gebäude, jedoch kein architektonisches Werk. Es passt sich vielleicht in seine Umgebung (Straße) an, jedoch ist es nur ein Bushäuschen. Man könnte jetzt argumentieren dass alle Bushäuschen gelb sind nur das eine, das ich kenne, das ist blau. Dadurch wäre es zwar aus der Reihe getanzt, jedoch immer noch keine Architektur. Es wäre im Design sicherlich interessanter, jedoch nicht in der Architektur.
Ich gehe nun zur Kunst über und erläutere dies an einem schönes Beispiel, das auch Kari Jormakka in seinem Werk (s.o.) beschrieben hat.
Die Mona Lisa von Leonardo da Vinci ist deshalb wertvoll weil sie so aussieht wie sie aussieht. Sie ist ein Kunstwerk. Eine Kopie von dieser und ist sie noch so perfekt, ja selbst wenn jedes ATOM identisch wäre, ist und bleibt nur eine Kopie. Leonardo da Vinci musste seinen Schöpfungsgeist verwenden um die Mona Lisa zu malen, für die Kopie wurde einfach nur das "Äußerliche" gleichgemacht. Und hier widerspreche ich dir leider charyptis und ich verstehe sehr wohl, dass sich dein Satz: "Ein Kunstwerk aber bleibt IMMER äußerlich" auf das Innen und Außen der menschlichen Wahrnehmung bezieht, zwar ist eine Kopie der Mona Lisa "Äußerlich" dem Original gleichwertig, jedoch kann man von einer Kopie nicht von Kunst sprechen. Jetzt könnte man sagen, nur das Original sei Kunst, der Rest sei Kopie (Kopien sind nur materiell). Jedoch ist dieser Ansatz falsch. Marcel Duchamps L.H.O.O.Q. ist äußerlich auch mit der Mona Lisa identisch - es ist eine Postkarte. Es ist jedoch falsch beide diese Postkarte von Duchamp als Plakiat Leonardos zu betrachten. Duchamp thematisiert in seinem Werk etwas, vielleicht wie beschissen die Mona Lisa mit Bart aussieht oder aber, das die echte Mona Lisa maskuline Züge hat.
Nun kommen wir wieder auf den abstrakten Gegenstand zurück. Die Mona Lisa besteht aus Pappelholz und Öl mit verschiedenen Zusätzen, soweit ich weiß hat Leonardo dafür um gelb zu gewinnen, sogar Kuhpisse verwendet und einem Modell (der echten Mona Lisa: Wir nennen sie mal Gertrud), Keiner würde behaupten Getrud sei nicht auf den Bild, weil ich Gertrud dort sehen kann. Mein Auge sagt mir dort ist Gertrud auf einem Stuhl sitzend vor einer Landschaft, hübsch siehtse aus, aber auch irgendwie komisch. Diese Materialien sind materielle Gegenstände (Gertrud ist ein Material lol), wie sie in Beziehung gebracht werden ist dabei die einzige Frage. Diese Beziehung ist schon der Beginn der Kunst.
L.H.O.O.Q besteht aus Pappe und Tinte und einer ich schätze mal Glasur (ich weiß auch nicht aus was Postkarten gemacht werden), und natürlich dazu einem Modell, die Mona Lisa! Also Gertrud ist nicht auf dem Bild von L.H.O.O.Q, aber die Mona Lisa! Duchamp bezieht sich in seinem Werk nämlich auf etwas anderes, nicht auf Gertrud, sondern auf das Bild von Leonardo. Leonardo jedoch bezog sich auf Gertrud und vielleicht noch ein paar anderen sachen, aber das sei einmal nebensächlich. Wir gehen einfach davon aus das Leonardo ein Porträt von Gertrud gemalt hatte und ein wenig zu "männlich" Frauen malt. Duchamp thematisiert die Mona Lisa und sagt mit seinem Werk meiner Interpretation nach: Schaut mal die Mona Lisa sieht aus wie ein Mann, wenn ich ihr einen Schnurrbart male!; oder: Ich glaube Leonardo war schwul, weil er Gertruds Schönheit malte, diese jedoch ein Mann ist; oder: Guckt mal her, die Mona Lisa sieht mit Bart nicht mehr so dolle aus!
Ich möchte mich förmlichst für meine ungewählte Ausdrucksweise entschuldigen, und hoffe das Leonardo und Duchamp mir diese Gemeinheiten verzeihen. Nur genau das ist ein Teil der Kunst. Etwas Unfassbares, wie der Gedanke das die Mona Lisa in Wirklichkeit ein Mann ist, in einen Gegenstand zu fassen, einen abstrakten Gegenstand. Eine andere Kultur würde Duchamps Werk nicht verstehen, weil dort Frauen prinzipiell Bärte tragen. Nur genau das habe ich oben geschrieben, ich erinnere nun: "Die Zahl 7 sagt über sich nicht aus, was sie ist. jemand der dieses Zeichen zum ersten mal sieht oder es zum ersten Mal hört, wird nie erfahren was es ist, außer er kennt 6 und 8 und er liest, 7 steht zwischen 6 und 8"
Kunst ist also nichts reales, sondern etwas abstraktes. Sie bedient sich der Medien (also der Materialien) und möchte etwas ausdrücken. Sie kann für andere Kunstwerke verwendet werden und kann deshalb sowohl aus materiellen, mentalen und abstrakten Gegenständen bestehen. Abstrakte gegenstände sind deshalb nicht immer klar einheitlich, sie können aus vielen unterschiedlichen Gegenständen (egal ob abstrakt, mental oder materiell) bestehen. Der Autor kann sogar ein anderes Kunstwerk nehmen, es thematisieren und eins zu eins verwenden, solange er es bewusst thematisiert ist es Kunst. Sharrie Levines Photographien von den Photos von Edward Weston und Walker Evans wären ein anderes Beispiel hierfür.
Um den Unterschied zwischen Mental und Abstrakt zu zeigen.
Mentale Dinge benötigen einen Wirt. Abstraktes einen Autor. Während der Wirt das Mentale festhält, damit es nicht verschwindet, kann der Autor schon drei mal unter der Erde liegen, der abstrakte Gegenstand KANN immer noch da sein. Hier liegt die Betonung wirklich auf KANN!
Ich hoffe der ein oder andere versteht nun in welchen Bereich die Kunst abstrakt ist. Ich jedoch habe mich nach dem schreiben dieser Abhandlung selbst bekehrt.
Träume sind abstrakte Gegenstände
Der Autor der Träume ist das Unterbewusstsein. Er verwendet Symbole, Gedanken, Einblicke etc. die er aus dem Taggeschehen, dem restlichen Leben etc. wahrgenommen hat. Das Medium eines Traums sind verbildlichte Eindrücke der Vergangenheit und eventuell auch der Zukunft, ich erwähne die Gegenwart nicht, weil ich leider noch keinen Traum hatte, der von sich selbst handelte( und bisher bezweifle das es soetwas konfuses gibt, da er ja dann in einer ewigen Schleife ablaufen würde).
Das Unterbewusstsein "malt" mit den verbildlichten Eindrücken auf Eindrücke, einen Traum. Die Farbe können dabei Erinnerungen sein, die Leinwand persönliche Probleme. Das Unterbewusstsein ist deswegen eine Art Künstler.
Der Traum ist dabei nicht mehr als die Komposition, die Beziehung und die Bedeutung der verbildlichten Eindrücke. Ersetzen wir mal verbildlicht durch versinnlicht (man kann in träumen auch riechen und fühlen und schmecken).
Würde es nicht sinnlos erscheinen ein Kunstwerk auf seine Materialien hin zu interpretieren, wenn dies vom Künstler nicht vorgesehen war? Ebenso würde es doch auch sinnlos erscheinen die dritte Note von Ludwig van Beethovens 9. Symphonie zu interpretieren? Auch wäre es Stuß Norman Fosters Kuppel über dem Reichstag einzig an einer Metallstange zu interpretieren? Oder gar, wir interpretieren einen Traum an den versinnlichten Eindrücken!
Letzteres scheint jedoch nicht all zu dämlich zu sein! Träume besitzen mehr als eine Interpretation. Sie bestehen aus Eindrücken die in Beziehung gesetzt werden. Nur jeder Eindruck hat wieder eine individuelle Interpretation. Die Deutung von einem Traum ist die Deutung des wir nennen es einmal "oberflächlichen Traums". Es ist das was das Unterbewusstsein thematisiert und was vom Bewusstsein oder Unterbewusstsein interpretiert werden sollte.
Ich möchte wieder an etwas weiter oben erinnern:Die Mona Lisa stellt Gertrud dar, L.H.O.O.Q stellt die Mona Lisa dar. L.H.O.O.Q. wäre mit einem Traum vergleichbar. Der Traum ist "Mensch, die Mona Lisa mit Bart sieht kacke aus! (o.ä. siehe einfach oben)" doch könnte man in L.H.O.O.Q auch die Mona Lisa interpretieren! Jeden Eindruck einzeln könnte man genauso interpretieren, wie die Gesamtheit. Träume sind deshalb so vielschichtig weil sie aus Eindrücken und dem Traum bestehen und alles in Wechselwirkung steht. Die Interpretation von Träumen (nicht versinnlichten Eindrücken) und Kunstwerken ist vom Prinzip her gleichzusetzen!
Jetzt wäre natürlich die Frage offen, ob das sich stürzen auf "Traumsymbole" (versinnlichte Eindrücke) sinnvoll ist oder das Interpretieren des Traumes als Ganzes!
So wer das jetzt bis zum Ende durchgelesen hat, hat meinen ehrlichen Respekt! Ich hätte wahrscheinlich schon rote Augen

Ich glaube den Stein zum Rollen gebracht habe ich nicht, aber eine Lawine ausgelöst. Das wäre vorerst genug Material um euch in eine Diskussion für die nächsten 10 Jahre zu stürzen!
allerliebste Grüße Earendel
P.S.: Bedenkt BITTE, dass ist alles aus der Blickrichtung der Ontologie geschrieben