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Verlorene Liebe, purzelnde Mauern und schneeweiße Füße...

BeitragVerfasst: 21.01.2009, 11:20
von AlopeX
Hallöle ihr Lieben

Ich bin gerade in diesem Moment erwacht und erinnere mich daher noch sehr gut an einen überaus verstörenden Traum, welchen ich heute Nacht erlebte.



Wie auch in dieser Realität, war ich im Traum in jemanden verliebt, der sehr weit von mir entfernt lebt. Wie auch in dieser Realität, wusste er nichts von meinen Gefühlen. Im Traum jedoch war er – ohne dass ich es wusste – zu Besuch. Ich traf ihn zufällig, als er im Auto mit einer anderen Frau an seiner Seite an mir vorbeifuhr. Ich war etwas schockiert, verwundert und traurig, sagte jedoch nichts. Er hielt an und ich fragte, ob er mich vielleicht zu Hause absetzen könne. Er stimmte widerwillig zu. Allgemein war er seltsam und ungewohnt unfreundlich mir gegenüber. Auch seine Begleitung (Eine überaus unschöne, kaugummikauende, mit knalligem Makeup zugekleisterte und absolut billig wirkende Person mit einer scheußlichen Stimme) schien die Augen zu verdrehen. Er erzählte er habe sie gestern kennengelernt und dass sie bei ihm übernachtet habe. Ich redete kaum. Das Pärchen am Vordersitz jedoch, schien sich mittels geschmacklosen Witzen und ekelhaftem, dummen Proletengehabe prächtig zu amüsieren. Das passte alles nicht zu ihm.

Schließlich setzte man mich ab. Ich verabschiedete mich höflich, doch ich kann mich nicht erinnern, dass man mir zum Abschied grüßte. Lediglich ein Nicken seinerseits war zu vernehmen.
Sie fuhren weg, und ich stand alleine da. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass ich mich absolut nicht auskannte. Diese Gegend war mir nicht vertraut.

Die Landschaft war sonnig, und eigentlich schön. Es gingen sehr viele Familien mit ihren Hunden spazieren. Radfahrer waren massenhaft zu sehen – Doch es gab keine asphaltierten Straßen und nur sehr wenig Häuser. Weinberge umgaben mich. Prinzipiell hätte ich mich an einem solch schönen Ort keinesfalls unwohl gefühlt, doch das unglaublich niederschlagende Gefühl der Verlorenheit machte mir zu schaffen. Jemand musste mir den Weg nach Hause weisen.

Ich betrat einen Bauernhof, der wohl eher als Zoohandlung oder Streichelzoo diente, da er so eingerichtet war. Ich ging einen langen, sonnigen Gang voller Käfige entlang. Die Tiere schienen zufrieden zu sein. Was mir als erstes ins Auge stach, war ein Zwergkaninchenstall. (Sie wurden dort Möhrenkaninchen genannt, was wohl bedeuten sollte, dass sie nicht geschlachtet werden würden.). Das sich darin befindliche Weibchen war trächtig und ihr Partner kümmerte sich sehr liebevoll um sie. Ich musste lächeln. Doch schnell war ich auch davon abgelenkt: Ich wollte unbedingt meine leere Chipspackung wegwerfen (!?) und legte sie vorerst auf dem Stall ab.
Eine sehr nette, alte Bäuerin kam und sprach mich zunächst mit sanfter Stimme auf die liebevolle Betreuung an, welche das Männchen des Kaninchenpaares seiner trächtigen Partnerin schenkte. Dann deutete sie auf einen winzigen Mülleimer, welcher über meinem Kopf hing, in den ich meine Chipspackung werfen konnte. Ich fragte die Bäuerin wo wir waren. Sie jedoch sagte, dass sie das selbst nicht weiß, weil sie schon immer hier gewesen war. Damit ging sie.

Ich wollte weitere Menschen nach dem Weg fragen, doch ich glaubte immer weniger daran, mich in meiner Heimat zu befinden. Am Ende des Ganges mit den Käfigen erhob sich eine altmodische Wand im Royal-Stil. Ziemlich weit oben an der Seite befand sich ein Absatz auf dem eine junge, spärlich bekleidete Frau stand.
Dort zu stehen schien ihr Beruf zu sein, doch sie wirkte nicht unglücklich. Ich fragte sie wo wir waren. Sie sprach jedoch in französischem Akzent, sodass sie sich schwer tat den Namen des Dorfes zu nennen. Ich verstand nicht, also ging ich weiter und tauchte tiefer in die royale Pracht ein.

Zu meinem Erstaunen stellten die Räume, die ich darin vorfand das ehemalige Haus meiner Großmutter dar, in welchem ich viel Zeit in meiner Kindheit verbracht habe. Betreten wollte ich die Räume dennoch nicht. Ich war zwar froh diese, mir vertrauten Zimmer zu sehen, doch sie schienen mir nicht real. Diese Gemäuer waren offensichtlich meiner Erinnerung entsprungen. (Ich sah dort alles seltsam verschwommen.)

Später - Es war bereits dunkel - fand ich mich plötzlich in einem merkwürdigen, altmodischen, und doch sehr eleganten Wirtshaus wieder. Anscheinend war Krieg, auch wenn ich davon nichts mitbekam. Ich wurde im Wirtshaus aufgenommen.
Die Menschen darin waren zwielichte, Whiskey saufende, Zigarren rauchende, und Pokerspielende Gestalten, doch seltsamer Weise waren sie überaus nett und behandelten mich gut und voller Respekt auch wenn sie etwas rassistisch (vor allem gegenüber Russen) zu sein schienen (Als sie mich aufnahmen meinten sie, dass ich immerhin nicht wie eine Russin aussehe, wenn auch etwas schwedisch.).
Sie erklärten mir, dass dies ein Freudenhaus sei, dass ich aber keineswegs zu irgendwelchen speziellen Diensten gezwungen werden würde, und dass ich mich vorerst ausruhen sollte. Nun hatte ich die Gelegenheit und fragte, wo ich denn nun eigentlich sei. Die Dame des Hauses nannte irgendeinen französischen Namen – Den Namen des Dorfes. Ich war etwas erschüttert. Um mich zu vergewissern fragte ich: „Wir sind in Frankreich?!“. Verwunderte Blicke waren die Antwort, bis sich die Dame wieder an mich richtete und mir bestätigte, dass wir uns in Frankreich befänden. Ich war verloren. Man hatte mich nach Frankreich gefahren.

Etwas später fand ich mich wieder, bei dem Versuch meinem Ex-Ehemann (!?!?), ein versoffener kleiner Kerl, welcher an diesem Ort wohl als Barkeeper arbeitete, gewisse Dienste zu leisten. Irritierender Weise war dies jedoch mein Wunsch. Er wollte es mir noch ausreden, da er, wie er meinte, meine Jungfräulichkeit sonst bedauern würde. Aber er konnte mir meinen, mir selbst jetzt irrsinnig vorkommenden Wunsch nicht ausschlagen. (Ich glaubte mich zu erinnern, als Kind mit ihm zwangsverheiratet worden zu sein und dass er mir damals wenigstens meine Unschuld lies.)

Plötzlich war ich wieder in der Schule. Doch es war eine Schule, die ich nicht kannte – ein französisches Mädcheninternat, an welchem Uniformpflicht herrschte. Ich hatte dort noch nicht viel getan, als plötzlich Mauern gesprengt wurden. Alle gerieten in Panik. Die roten Backsteinmauern purzelten mit unglaublicher Geschwindigkeit die Treppen hinunter. Man konnte nur versuchen ihnen auszuweichen, sonst würde man auf der Stelle tot sein. Ich flüchtete Stockwerk für Stockwerk hinunter. Die Unregelmäßigkeit des Fallens der Mauern und ihre stets ungleichen Hüpfbewegungen machten es mir nicht leicht zu fliehen. Ich glaube ich befand mich in einem Stock des Untergeschoßes, da machte ich Rast und versteckte mich hinter einem winzigen Vorsprung der Wand, welcher, wie sich herausstellte, jedoch leider keinen wirklichen Schutz bot. Die Mauern rollten und hüpften von links und rechts weiterhin auf mich zu, sodass ich keine andere Wahl hatte, als weiter auszuweichen.

Nebenbei bemerkte ich, dass sich auch ein anderes Mädchen hier hinunter verirrt hatte und nun – genau wie ich – um ihr Leben kämpfte. Schließlich fand das Mauerrollen ein Ende. Das Mädchen und ich blieben kurz stehen um zu horchen und uns zu vergewissern. Es war aus. Ich war absolut erleichtert und glücklich und breit grinsend sagte ich zu ihr: „Wir haben es geschafft! Ich kenne dich zwar nicht, aber wir haben es geschafft.“
Ihre Antwort scheint mir nun, wo ich so darüber nachdenke, ziemlich seltsam: „Wir leben zwar nicht, aber wir leben.“
Die Direktorin des Internats kam mit neutralem Gesichtsausdruck und dem Hausmeister im Gefolge auf uns zu.
Das Mädchen und ich zogen uns die Schuhe aus und sahen, dass unsere Füße ungeheuer blass und von einer weißen, schönen Zeichnung geziert waren.
Ich richtete mich an die Direktorin und sagte ruhig und wissend: „Sehen Sie nur.“
Alle Überlebenden der Mauer-Katastrophe hatten diese weißen Füße…


Ja, ich weiß – Dieser Traum ist relativ krank. Doch er schien mir wirklich bedeutend zu sein und es würde mir ungemein helfen, wenn ihr versucht ihn zu deuten. Ich bin für jede Hilfe dankbar.
Für all jene, die mich nicht kennen (also mehr als genug Menschen) hier noch ein paar persönliche Infos: (Sie stammen aus meinem ersten Beitrag und ich habe mir vorgenommen sie weiterzuverwenden, solange sie noch der Wahrheit entsprechen.) :

AlopeX hat geschrieben:Ich bin weiblich, relativ einsam (da ich mit den meisten Menschen prinzipiell leider nichts anfangen kann), mein physisches Alter ist unwichtig (da ich mich ohnehin nie meinem Alter entsprechend verhalten würde), Stress habe ich nicht wirklich (da ich auf stressige Situationen einfach emotional nicht eingehe), lebe in unerfüllter Liebe (Womit ich klarkomme), und habe seit geraumer Zeit das bewegende Gefühl, dass etwas Großes bevorsteht – Sozusagen eine wahrhaft fantastische Wendung in meinem Leben, aber nun gut… Ich glaube ich werde wieder vom Wunschdenken erfasst :D ^^


Nun gut…, wie gesagt bin ich für jede Hilfe äußerst dankbar. Das war’s vorerst von meiner Seite, ich wünsche euch viel Spaß beim Deuten^^

MfG

-AlopeX

BeitragVerfasst: 23.01.2009, 21:21
von David
hallo alope

deine geschichte ist gar nicht krank, sie ist herrlich....

du findest dich im Frankenreich, in der Zeit wo Bauern noch die Leibeigenen waren, aber das Bürgertum sind prächtig entwickelte. Zu dieser Zeit war es Frauen fast nichts gestattet, das einzige was sie durften waren heiraten und Kinder kriegen, und das oft nicht freiwillig.

Warum wolltest du das ausnutzen, deine Dienste anzubieten, obwohl er betrunken war - weil du dadurch deine weiße Weste endlich aufgeben kannst und als starke Persönlichkeit in weite Welt ziehen kannst.

Du sagtest die Frau auf der Mauer, war nicht unglücklich diesen Beruf auszuüben. Eine Mauer ist meist ein Hinderniss, eine Grenze zu anderen Welten, oder auch zum Schutz, die Frau könnte die Wächterin sein oder auch eine Gefährtin die dir den Weg zeigt und mit Wohlwollen zulächelt. Nur wohin geht dein Weg oder wo willst du hingehen?
In der Schule fällt die Mauer, die Sperre, die Grenze du bist frei oder auch schutzlos dieser Welt ausgeliefert.

die weißen Füße kann man den "Albinismus" zuordnen. also eine (genetische) Veränderung. Die Direktorin sagt ja, alle die diese Anzeichen haben, haben überlebt. Vielleicht sollst du dich verändern um zu Leben, nämlich vom Leibeigenen zur Bürgerin.

Grüße
David

BeitragVerfasst: 23.01.2009, 23:25
von AlopeX
Guten Abend, David^^

Ich danke dir für deine Deutung. Sie klingt erstaunlich einleuchtend bewegt mich zu gründlichem Nachdenken. Ich schätze es ist tatsächlich an der Zeit, Änderungen in meinem Leben vorzunehmen.

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße

-AlopeX