Traumdeutung

Hey Leute,

ich will erstmal was schönes loswerden... ich hatte viele Jahre immer dieselben 2 oder 3 Themen beim Träumen und ich habe das Gefühl, dass sich meine unterbewussten Konflikte diesbezüglich endlich lösen. Ich fühle mich viel besser, hab viel an mir gearbeitet und träume nun auch ganz anders.

Eines der neuen "Traumthemen" macht mich aber ein bisschen nervös...

Traum 1:
Leider weiß ich hiervon nicht mehr viel. Ich weiß nur noch, dass ich wie angewurzelt ganz still in einem dunklen Raum stand, der sich wie ein Wohnzimmer angefühlt hat und mein Vater hat mich geschlagen. Langsam und bedacht. Mal mit einer Hand, mal mit beiden Händen gleichzeitig, es war eine längere Prozedur. Immer Ohrfeigen. Dann bin ich irgendwann aufgewacht. Die Emotionen im Traum waren neutral. Meine Gefühle waren im Traum in der Richtung "Ich ertrage das, es tut zwar weh, aber ich nehme es auf mich". Die Gefühle meines Vaters weiß ich nicht, er war sehr neutral, als wäre das Alltag.

Ich hab den Traum dann kurz mal bei meinem Therapeuten angesprochen, mit einer Freundin drüber geredet und viel überleg, weil er mich belastet hat... es kam aber nichts gescheites bei rum, also hab ich das ganze vergessen. Wer weiß, vielleicht einfach nur irgendein belangloser Traum, dachte ich. Aber dann heute....

Traum 2:
Das "Vorspiel" des Traums hab ich leider wieder vergessen, falls es überhaupt eins gab. Ich war im Garten und mein Vater kommt zu mir, schlägt mich und geht wieder weg, alles ohne Worte oder Begründung. Meine Mutter ist drinnen im Haus. Ich bekomme den Gedanken ihn dafür bestrafen zu müssen. Er ist ein schlechter Mensch und er hat mich geschlagen, ich sollte ihn töten. Und ich darf ihn töten, weil er mich geschlagen hat. Also gehe ich rein und nehme eine Nagelschere oder etwas ähnliches, gehe auf ihn los und versuche ihn zu erstechen. Ich füge ihm eine relativ große Wunde am Rücken zu, aber die Wunde an sich kümmert ihn wenig, der Fakt, dass ich mich gewehrt habe, aber schon.
Irgendwann war er noch in einem Raum mit meiner Mutter und hat sie auch geschlagen.
Dadurch, dass ich auf ihn los gegangen bin und ihm eine Wunde zugefügt habe, habe ich die Wut meines Vaters vollkommen aktiviert und wir schnappen uns beide Sägen oder Messer und gehen in den Garten und kämpfen mit dem Ziel, dass einer von uns stirbt. So eine Art Schwert-Duell, wie in Filmen. Ich möchte meine Mutter beschützen und einen schlechten Menschen aus der Welt verbannen. Seine Gefühle und Intentionen sind mir unklar. Er ist wieder sehr neutral. Dann wache ich auf.

Diese Träume verstören mich ziemlich, weil es eben mein Vater ist und mein Vater eigentlich lieb ist. Er wirkt zwar tatsächlich manchmal etwas kalt und schroff, meckert mal rum, schreit auch mal rum... aber ist nie handgreiflich geworden. Und wenn er geschrien hat war es auch nie einfach so, sondern mehr oder weniger mit Begründung. Ich will jetzt nicht über Sinn und Unsinn von schreien reden, aber ihr wisst wie ich das meine. Die Ehe von den beiden ist tatsächlich nicht so glücklich, weil mein Vater eben ziemlich neutral und gefühlsarm ist und meine Mutter seinen Humor nicht versteht... aber naja, der Traum wird ja wohl eher was mit mir zu tun haben? Jemand eine Idee?
Einen letzten Impuls hab ich noch, früher hatte ich oft Träume in denen mir etwas angetan wurde und ich habe mich nie gewehrt. Heute wehre ich mich öfter in Träumen. Könnte mein Vater einfach eine andere Bedeutung haben und nicht dass er böse und brutal ist und der Traum hat eigentlich eine positive Message?

Hey Almuth,

das trifft wie die Faust aufs Auge. Im Moment fühlt es sich so an, als würde ich meine Wut und meinen Ärger und einfach die Fähigkeit mich zu wehren und zu behaupten wiederentdecken... es gab viele Situationen, wo ich statt passiv zu bleiben endlich aktiv geworden bin und auch in anderen Träumen zeigt sich dieses Spiel "wehren oder nicht wehren?"... ich war halt nur schockiert von dieser Vaterfigur und hab mich schon gefragt, ob ich irgendwas schlimmes verdrängt hätte. So macht das aber alles sehr viel Sinn, danke für die Antwort!

Hallo Kuruno!

Träume stellen Botschaften des Unbewussten dar, die über Deine innere Situation berichten, die ihrer symbolischen Sprache wegen ausgelegt werden müssen. Dafür versetze Dich bitte nochmal in die Handlung Deines Traumes und suche eine Überschrift, die zu seiner Dramaturgie gefühlsmäßig passt. Am besten wäre eine poetische, so wie die Dichter mit ihren Werken machen. Kannst Du Unterkapitel entdecken? Gegebenen Falls setze ihnen eigene Überschriften auf...

Im nächsten Schritt geht es um die einzelnen Symbole Deines Traumes:

Von Personen, die Du kennst, erstelle bitte Charakterportraits, die ihre Vorzüge und negativen Seiten beleuchten, so dass man sich eine Vorstellung von ihnen machen kann. Unbekannte Personen skizziere ihrem Alter und Aussehen nach, Größe, Haarfarbe, Gesichtsausdruck, Haltung usw. Überlege auch, an wen, oder an was für ein Ereignis sie Dich erinnern könnten.

Für die nicht-personalen Symbole gilt, dass Du bei jedem für sich beschreiben sollst, wie es funktioniert, was es tut, woher es stammt (entsteht oder hergestellt wird) und wozu es sich selbst oder seinem Nutzer dient. Ob Deine Einfälle wissenschaftlich richtig sind oder nicht, ist unwichtig. Auf keinen Fall schaue in einem Lexikon nach.

Ein Beispiel, um Dir das „Freie Assoziieren“ besser nachvollziehbar zu machen:

Ein Junge träumte, er wurde von einem Arzt untersucht; der stellt fest: ein Organ liegt schief und soll operiert werden. Darnach schickt er ihn ein Stockwerk höher, um von drei anderen Ärzten seine Nase untersuchen zu lassen; sie entdecken Polypen, die sollen vorher operiert werden.

Dieser Traum hat 5 Symbole, die der Junge beschrieb wie folgt:

Ärzte: Sie haben Gesundheitsmodelle, die erlauben, Krankheiten zu erkennen.
.......................Gesundheit: Naturzustand

Organ: Körperbestandteil, das man braucht zum leben.
..........Körper: Ein Teil der Seele, die auch einen Geist hat.
......... Geist: Der Seelenteil, der gesundes und krankes unterscheidet.

operieren: Eingriffe machen, die die Heilung fördern.

Nase: zum Luft holen und Riechen
.............Luft: ein lebensnotwendiger Stoff.
.............Riechen: Qualität der Nahrung prüfen.

Polypen: Verstopfen die Nase.

Wie Du siehst, beim Beschreiben der ursprünglichen 5 Symbole tauchen neue auf, die auch definiert und beschrieben werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen", um so besser.. Seinem Traum gab der Junge die Überschrift "Unangenehme Überraschung".

Ich freue mich auf Deine Vorbereitungen!
Herzlichst, Dein Plus