Liebe Eule!
Kant hatte den verbreiteten Mangel an Mut zum Gebrauch des eigenen Verstandes mal auf die
Bequemlichkeit der Meisten zurück geführt, aber ich fürchte, er verkannte bei diesem Urteil sehr die meist fatale Macht der frühkindlichen Erziehung. Das ist verzeilich, 100 Jahre vor Freud...
Deine Einfälle zu den Farben des Schuhes vervollständigen nun - glaube ich - die Botschaft Deines Traumes, so wie wir sie uns zuvor einsehbar zu machen versucht hatten:
grün im Zusammenhang der langsam aber stetig wachsenden Bäume könnten wir durch weiter vertiefende Deiner Freien Assoziationen wahrscheinlich als dem Phänomen der naturgemäßen "Reife" angehörig erkennen (via Chlorophyll emotionell eigenständig [auf eigenen Füßen] selbst für Nahrung sorgen, anstatt sich in infantiler Abhängigkeit bemuttern lassen) und hinter dem Zentralgestirn am strahlend
blauen Himmel eines klirrend kalten Wintertages würde vermutlich der Erkenntnisdrang (triebhafte Wissbegierde) Deines Es auftauchen, der bei seinem Ich für eine leicht verkraftbare Verstimmung sorgt, insofern die "narzißtischen" Anteile dieser Instanz sich verständlicher Weise nach der trügerisch Geborgenheit spendenden Wärme eines entsprechend talentierten "Versorgers" ('Frauenflüsteres') sehnen. Ohne diesen dem Themenkreis einer Form von Narcose angehörenden Anteil wäre Dein Traum gegenstandslos... unübersehbar aber für mich, dass Du trotz seiner - im Vergleich mit den meisten anderen der mir bekannten Menschen - überragend viel Verantwortung zu tragen fähig bist, für die Belange Deines "Es".
Anderen ihre Freiheit zu lassen (- sei es leider! in Hinblick auch darauf, dass sie sie 'nutzen', um Unsinn zu machen) ließe sich u.U. dazu rechnen, jedenfalls versetzt mich Deine Haltung in Erstaunen!
Betreffend Sexualität: Körperlich gibt es da keine Probleme, aber ich finde das nicht besonders gut und habe es vermieden wann möglich. Insofern liegst du vermutlich gar nicht falsch.
Wahrscheinlich meinst Du den in unserer patriarchatischen Gesellschaft ganz 'normalen' "Sex": den zu meiden, wann und wo immer möglich, spräche ebenfalls für Dich. Das ist nicht, was ich anzudeuten versucht hatte mit dem Begriff der "naturgemäßen Weiblichkeit". Sex, im Unterschied dazu, hat viel mit einer mehr oder minder subtil oktroyierten Gewaltsamkeit zu tun (- das Märchen liefert diesbezüglich ein paar die Kinder schonend vorbereitende Indizien, im Zusammenhang von des Prinzen Versuchen, die Passgenauigkeit an den von ihrer real bösen Mutter "gut gemeint" bevormundeten Stiefschwestern zu testen), respektive mit der üblichen Eheprostitution. Von den Traditionen her übernimmt hierbei der Mann, in tendenzieller Fortsetzung des in der Kenfamilie 'erlernten' Beziehungsmusters, die Rolle des monetären Versorgers der Frau, sie wiederum die seiner privaten 'Lust'sklavin, Putzfrau usw. Darüber täuscht der anfängliche narzißtische Verliebtheitsrausch hinweg, kultiviert vom im Abendland irgendwann modisch gewordenen Phänomen der Romantik. Es sind also diese zwei letzt genannten Faktoren, verwirrender Weise gestützt von rein körperlich-endokrinischen Reaktionen, die den Betroffenen den Eindruck suggerieren, sie seien wie füreinander geschaffen...
Hier also mal ein Seelenstriptease. Dankeschön für deine Deutungen und Hilfe!
Du verstehst bestimmt, dass Ärzte nicht notorisch immun sind gegen die körperlichen, verhaltensmäßigen und sonstigen Vorzüge ihrer Mitmenschen, sie ihr Interesse aber auch in die sachliche Untersuchung der sie umtreibenden Schwierigkeiten legen müssen. Es war mir eine Ehre und ein Gewinn, mit Dir gearbeitet zu haben; ich würde mich sehr freuen, wenn Du Lust und Zeit fändest (- trotz oder neben Deinen begreiflichen Bedenken) bei Gelegenheit weiter zu machen. Träume werden vom Es im Tiefen Unbewussten ersonnen, jeder von ihnen gestattet dem Ich, einen Blick hinter seinen eigenen Horizont zu werfen -
eine leise Stimme, die Erinnerungen weckt, nicht zuletzt an die eigentliche Daseinsbestimmung des Menschen...
Ich grüße Dich herzlichst!
Dein 'P.'