Eulen, Schuhe und der Exfreund

Hier können sich Besucher untereinander Träume posten und helfen, diese zu deuten.

Moderator: Mirakulix

Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon Die Eule » 13.11.2016, 14:59

Hallo :)

Ich hatte vor kurzem einen Traum, der mich seit dem sehr beschäftigt. Vielleicht hole ich mal ein bisschen aus.
Es gibt einen Mann, den ich sehr gerne mag. Wir kennen uns seit zwei Jahren und haben auch mal eine Art Beziehung geführt, die aber schnell den Bach hinunterging. Daraufhin hatten wir lange keinen Kontakt mehr. Nun hat mich dieser Mann vor ein paar Tagen nach einem Treffen gefragt. Obwohl - oder gerade weil- ich noch Gefühle für ihn hege, habe ich Nein gesagt.

Seit ein paar Tagen begleitet mich ein Traum, den ich kurz nach seiner Kontaktaufnahme hatte:
Ich fahre zu ihm und er freut sich sehr mich zu sehen. Wir befinden uns in einer Kindertagesstätte (dort arbeitet er) und er zeigt mir den Raum. Die ganze Zeit über hat er die Hand auf meinem Rücken und wir gucken aus dem Fenster auf einen See. In dem See spiegelt sich eine Eule, das Bild guckt mich mit großen Augen und eindringlich an. Ich möchte ihm sagen, wie schön ich die Spiegelung der Eule im Wasser finde und dass es aussieht, als guckt sie uns direkt an, doch er dreht sich mit mir um und geht weiter. Kurz darauf setze ich mich und warte auf ihn, weil er etwas holen möchte. Dann kommt ein Kind und sagt mir, ich würde auf seinem Schuh sitzen... und damit endet der Traum.
In erster Linie blieben mir die Eule und der Schuh im Gedächtnis. Die beiden Szenen habe ich immer wieder im Kopf.

Ich weiß, dass die Eule bedeuten soll, dass ich eine Lehre aus etwas ziehen soll.
Kann mir jemand helfen, das ein wenig zu deuten? Das Ganze verwirrt mich sehr und geht mir ständig durch den Kopf.

Ich bin wirklich dankbar für ein wenig Rat!
Ganz liebe Grüße
die Eule
Die Eule
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon plush » 13.11.2016, 21:44

Liebe Eule!

Träume stellen Botschaften des Unbewussten dar, die über Deine innere Situation berichten, die ihrer symbolischen Sprache wegen aber ausgelegt werden müssen. Dafür versetze Dich bitte zuerst nochmal in die Handlung Deines Traumes und suche eine Überschrift, die zu seiner Dramaturgie gefühlsmäßig passt - am besten eine poetische, so wie es die Dichter mit ihren Werken machen. Kannst Du Unterkapitel entdecken? Gib ggf auch ihnen eigene Überschriften... Versuche außerdem zu benenen und näher zu beschreiben, was Du als das wirklich Schwierigste in Deinem Leben empfindest.

Im nächsten Schritt geht es um die einzelnen Symbole Deines Traumes:

Von der Person erstelle bitte ein Charakterportrait, das ihre Vorzüge und negativen Seiten eingehender beleuchtet, so dass man sich eine Vorstellung von ihr machen kann.

Für die nicht-personalen Symbole gilt, dass Du bei jedem für sich beschreiben sollst, wie es funktioniert, was es tut, woher es stammt (entsteht oder hergestellt wird) und wozu es sich selbst oder sonst seinem Nutzer dient. Was sind z.B. ein See und eine Kindertagesstätte wesentlich, was machen sie und wozu sind sie gut? Ob Deine Einfälle wissenschaftlich richtig sind oder nicht, ist unwichtig. Auf keinen Fall schaue in einem Lexikon nach.

Ein Beispiel, um Dir diese Methode (das „Freie Assoziieren“) besser nachvollziehbar zu machen:

Ein Junge träumte, er wurde von einem Arzt untersucht; der stellt fest: ein Organ liegt schief und soll operiert werden. Darnach schickt er ihn ein Stockwerk höher, um von drei anderen Ärzten seine Nase untersuchen zu lassen; sie entdecken Polypen, die sollen vorher operiert werden.

Dieser Traum hat 5 Symbole, die der Junge beschrieb wie folgt:

Ärzte: Sie haben Gesundheitsmodelle, die erlauben, Krankheiten zu erkennen.
.......................Gesundheit: Naturzustand

Organ: Körperbestandteil, das man braucht zum leben.
..........Körper: Ein Teil der Seele, die auch einen Geist hat.
......... Geist: Der Seelenteil, der gesundes und krankes unterscheidet.

operieren: Eingriffe machen, die die Heilung fördern.

Nase: zum Luft holen und Riechen
.............Luft: ein lebensnotwendiger Stoff.
.............Riechen: Qualität der Nahrung prüfen.

Polypen: Verstopfen die Nase.

Wie Du siehst, beim Beschreiben der ursprünglichen 5 Symbole tauchen neue auf, die auch definiert und beschrieben werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen" Du bringst, um so besser – desto mehr Informationen lieferst Du. Die brauchen wir, um die Botschaft Deines Traumes zu enträtseln.. Seinem Traum gab der Junge die Überschrift "Unangenehme Überraschung".

Ich freue mich nun Deine Vorbereitungen!
Herzlichst, Dein Plus
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon Die Eule » 13.11.2016, 22:45

Danke für deine ausführliche Antwort, plush!

Zum Charakterprofil: Er ist ein sehr attraktiver Mann, witzig, intelligent. Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, habe ich mich sehr schnell in ihn verliebt. In unserer gemeinsamen Zeit war er lieb, allerdings war ich mir nie sicher, wie ehrlich er ist und wie ernst er es gemeint hat. Er weiß, wie man mit Frauen umgeht, möchte sich aber nicht binden. Diese Kombi ist das größte Manko an ihm.
Ich war zu der Zeit noch sehr schüchtern und es ist mir schwer gefallen, mich ihm zu öffnen. Grund dafür ist auch die Unklarheit darüber, wie ehrlich er ist und ich hatte immer Furcht, ihm nicht genügen zu können.
Als es auseinanderbrach tat es wahnsinnig weh und ich habe nahezu ein Jahr gebraucht, um nicht mehr an ihn denken zu müssen. Ich kam damit klar, keine Frage, aber der Schmerz und die Gedanken an ihn waren ständig da.

Entsprechend bin ich gerade wütend darüber, dass er ausgerechnet jetzt dazwischenfunkt und andererseits wünscht sich das mein Herz (so ausgedrückt) auch sehnlichst. Von einem sachlichen Standpunkt aus ist mir völlig klar, dass das nicht gut endet. Aus diesem Grund werde ich mich nicht auf ein Treffen einlassen.
Von meinem Kopf aus ist der Standpunkt klar: Ich sollte ihn nie wieder treffen und bis zu diesem Traum dachte ich auch wirklich, dass ich das nicht möchte und dass ich eigentlich gerade damit abgeschlossen hätte.

Es gefühlsmäßiger zu beschreiben ist schwer... vielleicht: Die leise Stimme, die Erinnerungen weckt.

Ich bin mir sicher, dass die Eule eine große Rolle spielt. Vielleicht ist in dem Zusammenhang wichtig, dass ich ihm vieles nicht gesagt habe, weil ich dachte, es würde ihn nicht interessieren, mich in seinen Augen unattraktiv erscheinen lassen oder er würde es nicht verstehen. Und im Traum habe ich ihm von der Eule auch nichts erzählt, obwohl sie so offensichtlich, schön und ein eindringliches Bild war, wie sie mich aus ihren Augen anstarrte.
An die kurze Szene mit dem Schuh denke ich auch immer wieder. Auch das wollte ich ihm im Traum erzählen, weil ich es witzig fand und das Kind so eine lustige Stimme hatte- aber er war nicht in der unmittelbaren Nähe und dann bin ich aufgewacht.
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon plush » 13.11.2016, 23:10

Sehr gut die Überschrift, auch die Personenbeschreibung kann ich nachvollziehen.
Nun versuche bitte die folgenden Sachverhalte zu beschreiben:

- was ist eigentlich eine Eule (was macht oder wie funktioniert sie, woraus besteht sie) und wozu dienen ihr die Augen (unabhängig von Dir):
- " .... " Kinder:
- " .... " eine Kindertagesstätte:
- " .... " ein Schuh:
- " .... " ein See:
- " .... " ein Spiegel (spiegln):

Damit Du meine scheinbar unsinnigen Fragen eher nachvollziehen kannst, nehme an, ich sein ein seit kurzen auf der Erde gelandeter Marsianer, der zwar Deutsch kann, viele der Worte aber noch durcheinander bringt, indem er glaubt, ein Schuh bezeichnet ein Ding dieser Art: Das ist ein Behälter, in dessen Wänden Drähte verlaufen. Schickt man Strom durch, erzeugen sie starke Hitze. Die Menschen schieben Fleisch in Schuhe rein und verwandeln es binnen 3 Stunden in einen leckeren Braten.
Draht: dünne Stränge aus Metall.
Strom: Eine Form von Energie, die in den Drähten eine Art Reibungshitze erzeugt
Fleisch: Ein Bestandteil von Menschen und anderen Tieren, das dafür sorgt, dass sie sich bewegen können. Manche Tiere fressen das Fleisch anderer Tiere; dadurch wachsen sie.

Auch zu den anderen Symbolen hätte ich ziemlich verrückte Einfälle.

Deine Aufgabe besteht deswegen darin, mir meine Irrtümer anhand Deiner eigenen Detailbeschreibungen und Definierung des jeweiligen Tuns und Zwecks bewusst zu machen. Dadurch gewinnen wir die Informationen, die wir brauchen, um zu enträtseln, was sich Deine Seele bei diesem Traum und der Herstellung seiner Symbole dachte.
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon Die Eule » 13.11.2016, 23:50

Danke für deine Antwort, plush! Das ist echt nett von dir :)

Dann beschreibe ich dir hier mal ganz subjektiv die Begriffe:
Eine Eule ist ein nachtaktiver Vogel mit großen Augen. Sie kann ihren Kopf um 180° drehen. Mit ihr assoziert man gewöhnlich Weisheit, Klugheit, aber auch Gefahr. Letzteres bedeuten sie für mich persönlich nicht. Sie sind sehr leise :)
Kinder sind kleine, junge Menschen, die die Welt kennen lernen
In einer Kindertagesstätte sind Kinder normalerweise vormittags bis nachmittags, wenn ihre Eltern arbeiten. Dort passt man auf sie auf, sie können spielen und lernen.
Einen Schuh trägt man, um seinen Fuß vor Verletzungen und Dreck zu schützen, wenn man läuft.
Ein See besteht aus Wasser, ist meist dunkel, tief und unheimlich aber auch romantisch.
In einem Spiegel kann man sich selbst betrachten.

Selbst würde ich ja vermuten, dass ich (mein Verstand) die Eule sein soll, die es eigentlich besser weiß und der See meine "Sehnsüchte" nach ihm widerspiegelt. Der Blick der Eule warnt mich davor, diesen Sehnsüchten nachzugeben.
Aber den Rest kann ich mir nicht erklären.
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon plush » 14.11.2016, 00:26

Ich glaube, Du hast ein sehr gutes Gefühl, was die wesentliche Botschaft Deines Traumes angeht, erstaunlich. Befasst Du Dich öfter mit Deinen Träumen?

Um den von diesmal tiefer zu ergründen, versuche bitte mal, das Gewässer genauer zu bestimmen. Wodurch unterscheidet sich ein See spezifisch von anderen Gewässern, die auch tief, dunkel, romantisch aber auch unheimlich sein können:
Romantisch:
(Du kannst die Zeilen hier kopieren und Deine Freien Assoziationen einfach dazwischen tippen; das erleichtert etwas die Arbeit.)

Gut, eine Eule ist also etwas sehr leises, hat große Augen und ist in der Nacht unterwegs, wobei es den Kopf um ganze 180° drehen kann. Was macht es mit diesen besonderen Fähigkeiten, bzw. wozu hat es sie:
Und wie kam es an sie ran:

Warum lässt man kleine junge Menschen nicht auf sich selbst aufpassen, während sie spielen und die Welt kennen lernen:

Da ein Schuh dient, einen Fuß vor Verletzungen beim Laufen zu schützen, müsste er aus einem Material bestehen, das zu diesem Zweck taugt: Was ist das für gewöhnlich/ wo kommt es her, wie wird es hergestellt):

Kennst Du Märchen, die mit Schuhen und dem Haupthandlungsrahmen Deines Traumes (eine Frau und ein Mann kommen zusammen) zu tun haben? Wenn ja, versuche bitte eine kurze Zusammenfassung.

Mir fiel auch auf, dass es im Traum heißt, Du würdest auf einem Schuh sitzen. Überlege bitte, wodurch sich diese Tätigkeit durch die des Laufens unterscheidet, auch, womit man es macht:
(Laufen tut man Deiner Beschreibung nach mit einem Fuß)
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon Die Eule » 14.11.2016, 01:25

Danke sehr :) Bisher noch nicht, aber ich studiere eine Literaturwissenschaft- vielleicht daher meine Interpretationsgabe ;)

Explizit dieser See war fast direkt vor dem Fenster, es war klein, wirkte aber sehr tief und hatte grasbewachsene Ufer. Die Oberfläche war dunkel und spiegelnd, ruhig, wirkte fast gläsern. Ein See im Allgemeinen unterscheidet sich von anderen Gewässern dadurch, dass er nicht fließt. Er ist ruhig, spiegelt verzerrt durch kleine Wellen die Wolken der umstehende Pflanzen. An sich geht von ihm keine Gefahr aus, man kann sogar meistens in ihm schwimmen gehen. Aber meistens sieht man nicht, was unter der Oberfläche lauert und wenn man ihn betritt, besteht die Gefahr im Sumpf zu versinken oder im Wasser zu ertrinken. Allerdings langsam, denn bei einem fließenden Gewässer würde man eher vom Strom mitgerissen werden.

Romantisch: Kerzen, düster, Hände, Zuneigungsgefühle, Mond. Allerdings lege ich nicht so viel Wert auf Romantik.

Was macht es mit diesen besonderen Fähigkeiten, bzw. wozu hat es sie: Die Eule hat die Fähigkeiten, um ihre Beute zu jagen und aufmerksam sein zu könnenn. Sie stößt außerdem Warnrufe aus (wofür, weiß ich aber nicht mehr).
Und wie kam es an sie ran: Die Fähigkeiten hat sie evlutionsbedingt erworben, viel mehr aber noch erlernt durch Übung und Beobachtung.

Warum lässt man kleine junge Menschen nicht auf sich selbst aufpassen, während sie spielen und die Welt kennen lernen: Sie sind unvorsichtig und es mangelt ihnen an Erfahrung, sodass sie sich selbst unbeabsichtigt in gefährliche Situationen bringen können. Außerdem wirken sie so schutzbedürftig, man verspürt den Drang sich um sie zu kümmern, damit ihnen nichts geschieht (jedenfalls geht es mir so).


Kennst Du Märchen, die mit Schuhen und dem Haupthandlungsrahmen Deines Traumes (eine Frau und ein Mann kommen zusammen) zu tun haben? Wenn ja, versuche bitte eine kurze Zusammenfassung.
Aschenputtel: Sie lebt gemeinsam mit ihren Stiefschwestern und ihrer Stiefmutter, die sie jedoch immer wie eine Aussätzige behandeln. Eines Abends schleicht sie sich zu einem Ball, tanzt mit dem Prinzen und er verliebt sich in sie. Sie muss fliehen, weil sich um Mitternacht ihre wahre Identität entpuppen würde und zurück bleibt nur der gläserne Schuh. Der Prinz lässt nach dem Mädchen suchen, dem der Schuh passt und findet dabei Aschenputtel wieder. Dann heiraten sie und leben glücklich bis an ihr Lebensende.

Die Tätigkeit des Sitzens ist im Gegensatz zum Laufen passiver und ruhig. Man muss nichts aktiv dabei tun, kann aber gut beobachten. Das ist beim Laufen so nicht möglich. Man läuft natürlich mit zwei Füßen ^^ und bezieht dabei die Beine, wenn nicht gar den ganzen Körper mit ein. Beim Sitzen benötigt man seinen Po und man nimmt meist eine schrägere Haltung ein.

Schuhe werden inzwischen maschinell hergestellt und sind meistens aus Kunststoffen. Das war früher anders, und vor einigen tausend Jahren band man sich zum Schutz Stoff-und Lederreste um die Füße. Schuhe sorgen außerdem dafür, dass man weitere Strecken hinter sich bringen kann.
Der Schuh in meinem Traum war sehr klein und blau oder grün.

Das ist ja der Teil, den ich wirklich nicht verstehe. Heißt das, wenn ich auf dem Schuh saß, habe ich dem Kind die Möglichkeit genommen (weit) zu laufen? Kann man das irgendwie auf den Lebensweg übertragen? Zu viel Bevormundung?
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon plush » 14.11.2016, 04:11

Die Übertragbarkeit auf Deinen bisherigen Lebensweg ist eine Schlußfolgerung, die sich schwer von der Hand weisen lässt. Vorzüglichst! auch die Annahme, dass zu viel Bevormundung (oder Bevormundung schlecht hin) ursächlich daran beteiligt sein könnte, dass Du auf dem Schuh sitzen bleibst (wie Aschenputtel auf ihrem romantischen Prinz?), anstatt ihn seiner natürlichen Bestimmung zuzuführen: der nämlich, die sich die Evolution hinter der Eule (und dem kleinen Kind) beim Entwurf des seinerseits symbolischen Schuhes 'überlegt' hat. Sie ist Deinem Erbgut (dem Freudschen "Es") u.a. als ein verhaltensmäßiges Potential* immanent; es harrt noch seiner Entfaltung, weil etwas im Wege steht. (* Der rein körperliche Aspekt dieses Potentials hat sich wahrscheinlich entwickelt, nehme ich an.)

Also, wenn ich den See richtig verstehe, dann deutet dies Symbol durch Deinen Einfall "ein stehendes Gewässer" auf eine Fixierung psychischer Energien hin, die sich Deinem davon betroffenen "Ich" einen Teils als Gefühl der Romantik bemerkbar macht; dahinter verbirgt sich aber der Wunsch, in dem um Dich werbenden Mann eine Art bevormundende Ersatzmutter zu finden, also emotionell infantil zu bleiben, oder sogar an seiner Brust in dem See (ein aus der Zeit im Uterus im Gedächtnis aufbewahrtes, "Geborgenheit" suggerierendes Symbol) zu regredieren.

Das wäre das, was Freud in Anlehnung an eine hellenische Sage als "Narzißmus" bezeichnet hat; kennst Du sie? Seinen Namen erhielt der tragische Held dieser Geschichte aus der Tatsache, dass der Saft der Narzissen betäubend wirkt: narcotisch....

Wenn das so ist, dann symbolisiert die Dich vor diesem Hang zur narzißtischen Regression mit dem Gefühl des Unheimlichen warnende Eule letzlich das "Es" (ein Synonym des gesunden Menschenverstandes, der instinkgeleiteten Intuition), der Mann hingegen Dein mit dem Monogamie-Model Deiner Kindheitsfamilie geprägtes "Über-Ich" (Gedächtnis) und der Schuh schließlich (ein m.E. deutliches Vaginalsymbol) Deine naturgemäße Bestimmung als Frau.

Die selbe setzt emotionelle Eigenständigkeit (auf eigenen Fußen stehen und laufen können) voraus - das gerade Gegenteil einer pathogenen Fixierung, insofern die Triebenergien wie ein stetig fließender Fluß sein sollen - es auch sind im Zustand der seelischen Gesundheit.

Wie findest Du meinen Deutungsversuch?
Ich glaube, er deckt sich ganz gut überein mit Deinen eigenen Annahmen.
Literaturwissenschaft zu studieren wirkt sich bestimmt fördernd aus auf die Deutungsgabe, jedoch würde ich darin nicht die erste Ursache suchen. Man braucht einen Rest an gesundem Menschenverstand, den in unserer Gesellschaftsform bei weitem nicht jeder hat...
Was ich noch nicht verstehe - eigentlich vor dem Deutungsversuch hätte fragen sollen: was verbindest Du mit den Farben Grün und Blau? Schreibe bitte alle Einfälle auf, auch die, die Dir unsinnig erscheinen.

Erinnerst Du, wie Aschenputtels Stiefschwestern und -mutter reagieren, als sie hören, dass der Prinz kommen will, um an den verschiedenen Frauen im Dorf die Passgenauigkeit zwischen Schuh und Fuß zu testen?
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon Die Eule » 14.11.2016, 10:44

Deinen Deutungsversuch finde ich sehr interessant. In einigen Punkten stimme ich dir (wenn auch nur widerstrebend) zu. Ich gebe es nur ungern zu, aber tatsächlich war meine Mutter ein sehr bestimmend und kontrollierend. Trotzdem war ich sehr früh in vielen Bereichen sehr selbstständig und habe verhältnismäßig viel Verantwortung getragen.
Bequem wäre es natürlich schon, einen "Versorger" zu haben, jemand, der einem zeigt wie sehr er einen liebt und irgendwie beschützt. Er hat es auch sehr gut verstanden, einer Frau das Gefühl des Begehrt-werdens und Geborgenheit gleichzeitig zu geben.

Andererseits wünsche ich mir keine feste Beziehung, eben weil ich den Eindruck habe, dass das der eigenen Weiterentwicklung meistens im Wege steht (was natürlich nicht sein muss, aber ich hatte immer das Gefühl). Mit ihm war das ein bisschen anders, wobei ich mir eigentlich nur gemeinsame Zeit gewunschen hätte. Zum Monogamiemodell: Ich habe ihm damals gesagt, dass er von mir aus ruhig Affären haben kann, weil ich ihm nicht verbieten möchte/kann seine sexuellen Wünsche auszuleben. Ich fände es schade, wenn er wegen mir auf etwas verzichten müsste. Und das habe ich auch so empfunden, Ehrlichkeit diesbezüglich hätte ich mir schon gewunschen.
Betreffend Sexualität: Körperlich gibt es da keine Probleme, aber ich finde das nicht besonders gut und habe es vermieden wann möglich. Insofern liegst du vermutlich gar nicht falsch.

Grün und blau: Blau ist eine wunderschöne Farbe, ruhig, warm. Grün mag ich nur in der Natur, wie z.B. dunkle grüne Blätter an Bäumen oder satte Wiesen. Ich habe mal gelesen, dass beide Farben als "unnatürlich" gelten und man weniger isst, wenn man sein Esszimmer in dieser Farbe streicht (halte ich für Unfug- Salat und Äpfel sind schließlich auch grün und von beidem kann man massig essen). Bei Blau denke ich außerdem an sonnige, aber kalte Wintertage ... die verstimmen mich immer (Sonne und Winter passen einfach nicht zusammen).

Aschenputtel: Die Stiefschwestern wollten den Schuh anprobieren und haben sie nicht sogar Aschenputtel versteckt? Bin mir aber nicht ganz sicher.

Die Sage kenne ich noch nicht, gucke aber gleich mal nach :)

Oh, jetzt fühle ich mich geschmeichelt ^^ Ich bemühe mich immer möglichst weit über meinen Horizont zu blicken (auch wenn es schmerzt) und hinterfrage meine Gefühle, Tun und Handeln ständig. Damit habe ich ziemlich früh begonnen und ich habe auch schon immer viel gelesen. Das Bemühen darum viel zu verstehen beeinflusst den Menschenverstand auf Dauer sehr, denke ich, und das könnte mit Sicherheit ein Großteil der Menschen unabhängig vom Intelligenzfaktor erlangen- sie sind nur meistens nicht bereit weiter/tiefer zu blicken.

Hier also mal ein Seelenstriptease. Dankeschön für deine Deutungen und Hilfe!
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon plush » 14.11.2016, 13:36

Liebe Eule!

Kant hatte den verbreiteten Mangel an Mut zum Gebrauch des eigenen Verstandes mal auf die Bequemlichkeit der Meisten zurück geführt, aber ich fürchte, er verkannte bei diesem Urteil sehr die meist fatale Macht der frühkindlichen Erziehung. Das ist verzeilich, 100 Jahre vor Freud...

Deine Einfälle zu den Farben des Schuhes vervollständigen nun - glaube ich - die Botschaft Deines Traumes, so wie wir sie uns zuvor einsehbar zu machen versucht hatten: grün im Zusammenhang der langsam aber stetig wachsenden Bäume könnten wir durch weiter vertiefende Deiner Freien Assoziationen wahrscheinlich als dem Phänomen der naturgemäßen "Reife" angehörig erkennen (via Chlorophyll emotionell eigenständig [auf eigenen Füßen] selbst für Nahrung sorgen, anstatt sich in infantiler Abhängigkeit bemuttern lassen) und hinter dem Zentralgestirn am strahlend blauen Himmel eines klirrend kalten Wintertages würde vermutlich der Erkenntnisdrang (triebhafte Wissbegierde) Deines Es auftauchen, der bei seinem Ich für eine leicht verkraftbare Verstimmung sorgt, insofern die "narzißtischen" Anteile dieser Instanz sich verständlicher Weise nach der trügerisch Geborgenheit spendenden Wärme eines entsprechend talentierten "Versorgers" ('Frauenflüsteres') sehnen. Ohne diesen dem Themenkreis einer Form von Narcose angehörenden Anteil wäre Dein Traum gegenstandslos... unübersehbar aber für mich, dass Du trotz seiner - im Vergleich mit den meisten anderen der mir bekannten Menschen - überragend viel Verantwortung zu tragen fähig bist, für die Belange Deines "Es".

Anderen ihre Freiheit zu lassen (- sei es leider! in Hinblick auch darauf, dass sie sie 'nutzen', um Unsinn zu machen) ließe sich u.U. dazu rechnen, jedenfalls versetzt mich Deine Haltung in Erstaunen!


Betreffend Sexualität: Körperlich gibt es da keine Probleme, aber ich finde das nicht besonders gut und habe es vermieden wann möglich. Insofern liegst du vermutlich gar nicht falsch.

Wahrscheinlich meinst Du den in unserer patriarchatischen Gesellschaft ganz 'normalen' "Sex": den zu meiden, wann und wo immer möglich, spräche ebenfalls für Dich. Das ist nicht, was ich anzudeuten versucht hatte mit dem Begriff der "naturgemäßen Weiblichkeit". Sex, im Unterschied dazu, hat viel mit einer mehr oder minder subtil oktroyierten Gewaltsamkeit zu tun (- das Märchen liefert diesbezüglich ein paar die Kinder schonend vorbereitende Indizien, im Zusammenhang von des Prinzen Versuchen, die Passgenauigkeit an den von ihrer real bösen Mutter "gut gemeint" bevormundeten Stiefschwestern zu testen), respektive mit der üblichen Eheprostitution. Von den Traditionen her übernimmt hierbei der Mann, in tendenzieller Fortsetzung des in der Kenfamilie 'erlernten' Beziehungsmusters, die Rolle des monetären Versorgers der Frau, sie wiederum die seiner privaten 'Lust'sklavin, Putzfrau usw. Darüber täuscht der anfängliche narzißtische Verliebtheitsrausch hinweg, kultiviert vom im Abendland irgendwann modisch gewordenen Phänomen der Romantik. Es sind also diese zwei letzt genannten Faktoren, verwirrender Weise gestützt von rein körperlich-endokrinischen Reaktionen, die den Betroffenen den Eindruck suggerieren, sie seien wie füreinander geschaffen...


Hier also mal ein Seelenstriptease. Dankeschön für deine Deutungen und Hilfe!

Du verstehst bestimmt, dass Ärzte nicht notorisch immun sind gegen die körperlichen, verhaltensmäßigen und sonstigen Vorzüge ihrer Mitmenschen, sie ihr Interesse aber auch in die sachliche Untersuchung der sie umtreibenden Schwierigkeiten legen müssen. Es war mir eine Ehre und ein Gewinn, mit Dir gearbeitet zu haben; ich würde mich sehr freuen, wenn Du Lust und Zeit fändest (- trotz oder neben Deinen begreiflichen Bedenken) bei Gelegenheit weiter zu machen. Träume werden vom Es im Tiefen Unbewussten ersonnen, jeder von ihnen gestattet dem Ich, einen Blick hinter seinen eigenen Horizont zu werfen - eine leise Stimme, die Erinnerungen weckt, nicht zuletzt an die eigentliche Daseinsbestimmung des Menschen...

Ich grüße Dich herzlichst!
Dein 'P.'
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Re: Eulen, Schuhe und der Exfreund

Beitragvon Die Eule » 14.11.2016, 17:20

Lieber Plush,

ja, ich stimme ihm da zu. Frühkindliche Erziehung mag einen großen Beitrag leisten, aber ich denke trotzdem, dass jeder wenigstens bis zu einem gewissen Grad die Möglichkeit hat über seinen Tellerrand hinauszublicken.

Den zweiten Absatz musste ich zweimal lesen um ihn zu verstehen. Beim ersten Lesen klang das ein wenig hergeholt, aber wenn man darüber nachdenkt, scheint es Sinn zu ergeben. Mit Freud habe ich mich fast noch gar nicht beschäftigt ;)

Diesen Thread werde ich mir ausdrucken und ins Tagebuch kleben- so viele hilfreiche und interessante Informationen :) Das hat mir sehr geholfen und Licht ins Dunkel gebracht, mehr noch wirkt es sogar furchtbar motivierend.

Danke sehr für die vielen Ratschläge und Deutungen! Du hast immer sehr schnell geantwortet.
Sogar sehr gerne, ich werde dir entweder noch heute oder morgen eine private Nachricht senden.

Einen lieben Gruß
die Eule

PS: Ganz nebenbei erwähnt ... aber kennst du die Romane von Irvin D. Yalom? Wenn nicht, kann ich dir "Und Nietzsche weinte" für den Anfang sehr ans Herz legen ;)
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