Hallo,
Danke für die Antwort, auf meine Deutungsversuche...
Ich verstehe, dass das sehr frustrierend ist, wie wenig Raum dir deine Mutter lässt, und das wohl schon über einen längeren Zeitraum.
Mit ihr darüber zu sprechen hast du schon versucht, aber nicht das Gefühl gehabt, dass sie dich auch wirklich versteht, wenn du ihr sagst, wie es dir mit der Situation geht. Also bist du grade in dem Zustand, dass du lieber versuchst deine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, ihre Nähe zu "ertragen" und nicht mehr mit ihr darüber zu sprechen. Du möchtest später einmal nicht bereuen, sie auf eine Weise verletzt oder gekränkt zu haben. Momentan fühlt es sich so an, als würdest du, wenn du auf Abstand mit ihr gehst, dich zu weit von ihr entfernen müssen/wollen. Habe ich dich richtig verstanden?
Die Träume, die dieses Thema angehen sind also häufig und beschäftigen dich auch Tagsüber: sie drängen sich dir eventuell eben so auf, wie deine Mutter?
Entscheidungsschwierigkeiten im Alltag: nicht zu wissen Ja oder Nein, mach ich dies oder lasse ich es sein - das ist sehr existenziell: und ich vermute das hängt ganz dicht mit diesem Konflikt zusammen, den du hast. Denn immerhin verzichtest du auf das, was du brauchst, um ihr etwas zu geben, was sie scheinbar braucht. Das heißt eigentlich kannst du nicht ganz so leben, wie du es dir wünscht, oder? Dass sich dann ein Misstrauen in anderen Entscheidungsfragen einstellt, und das Bauchgefühl eventuell verschwindet, oder eine Verwirrung einsetzt, die um sich greift, kann damit entstehen.
Sich von der eigenen Mutter zu lösen ist eine ganz schön harte Prüfung- immerhin hat sie einen auf die Welt gebracht, sich um einen gekümmert und Sorgen gemacht...aber auch vieles andere, was einem später noch zu schaffen machen kann. Z.B . die eigene Persönlichkeit des Kindes nicht zu achten. Wenn so etwas passiert, ist es später eine große Lebensaufgabe, sich selbst zu achten, in dem, was man braucht.
Der Teil deines Traumes, in dem sich deine Mutter hinter dich legt, wird nun nocheinmal neu beleuchtet, durch deine Erzählung mit dem Therapeuten: Da war eine Person, der du ziemlich viel von dir erzählt hast, in einem Therapeuten-Patientin-Verhältnis, wo eine Vertrauensbasis unabdingbar ist. Und diese Person sagt dir dann, du sollst dir deine Mutter als "Hinter dir stehend; rückenstärkend" vorstellen; in einer Ahnenreihe am besten. Dass du da die Krise kriegst, bei allem, was du erfahren hast, kann ich nachvollziehen! Dein Rücken gehört dir! Du bist nicht gezwungen die Familien-gewohnheiten beizubehalten und dich in die Ahnenreihe zu stellen...Hast du dem Therapeuten davon erzählt, dass dir diese Vorstellung unangenehm ist?
Dein Traum versucht dir das wiederzugeben, vermute ich. Auch wenn das keine Lösung ist, die dir den genauen Weg beschreibt, so macht er dir klar, dass der Konflikt sehr ernst ist. In die Gefühle zu kommen, die vielleicht tagsüber verdrängt werden, gibt dir zwar keine Ruhe; aber deutet den Pfad an, der vielleicht der Beginn zu einer Lösung ist: Fühlen und sich selber wahrnehmen, mit dem was gefühlt ist. Und dann vielleicht doch noch einmal riskieren, mit deiner Mutter zu sprechen. Manchmal ist die einzige Chance eine Beziehung zu retten, die, dass man sich zofft und alle Karten auf den Tisch legt. Dann bekommt man eine lebendige Beziehung zurück, in der Jeder und Jede sich so zeigen kann, wie sie ist: das wäre der Idealfall

natürlich klappt das nicht immer...aber immerhin ist dann klar, dass es Probleme gibt und, dass es neben der Beziehung zu deiner Mutter, auch eine andere Beziehung gibt, die am zerbrechen ist: die Beziehung zu dir selbst.
Ich seufze grade schwer vor mich hin, weil ich sehr gut nachvollziehen kann, das das hier echt die harte Schule des Lebens ist, und echtes Verständnis einen langen Weg braucht, in vielen Fällen. Aber: ich wünsche dir viel Glück und Kraft für die ganze Sache!!! Du bist nicht alleine auf alle Fälle!
Zum Thema Eigenwillen: ich habe da mal recherchiert und habe sehr oft die Meinung angetroffen, dass Eigenwille immer Egoismus sei, oder die Prophezeihung, dass wer eigenwillig ist, nicht glücklich wird, dass wer einen eigenen Willen hat bestraft werden soll...
Ich finde das eine traurige Angelegenheit: immerhin handelt es sich hier doch um die Fähigkeit sich selbst als Person wahrzunehmen, die einen ganz eigenen Willen hat; die spürt, was sie braucht und wozu sie ja und nein sagen möchte. Dass dies nicht zwangsläufig heißt, andere damit zu beschneiden und einzugrenzen, sie nicht mitzuberücksichtigen in seinen Entscheidungen, halte ich für eine Verunglimpfung, die Schuldgefühle auslösen möchte. Du siehst also, das ist ein gesellschaftlich oft angetroffenes Konstrukt. Aber es gibt die Chance seinen eigenen Willen zu haben, also sein eigenes Gewilltsein wahrzunehmen und mitzuteilen, und gleichzeitig das der anderen zu erfahren. Wo man sich trifft, kann immer frei entschieden werden.
Liebe Grüße!