Ich schrieb an Almuth folgende Auflösung meiner Traumserie als PM, wollte es dabei belassen, aber mache nun den Text öffentlich, da dies mehr einem Forum entspricht, wie ich es mir idealerweise vorstelle. Solche Foren sind selten. Ausser
http://www.peak-oil.com kenne ich keines wo auf persönliche Angriffe verzichtet wird.
Das Träume sich überhaupt deuten lassen liegt an der Symbolsprache. Sie ist, wie die normale Sprache auch, einem Wandel unterworfen. Es gibt Begriffe die in ihrer Bedeutung sehr stabil sind und global verstanden werden, wie Schiff, Baum, Hund etc, und es gibt Begriffe, die weniger alt, auch weniger klar sind.
Insgesamt aber sind die Menschen dann doch so gleich, dass sie in der selben Sprache träumen.
Es wäre diesem Forum angemessen, würden sich die Foristen auf die Entschlüsselung der Symbole konzentrieren, anstatt sich als Psychologen zu betätigen.
Ich stelle mir vor, dass die meisten Träumenden auf eine Sezierung ihres Charakters gut verzichten können, dass sie eigentlich nur Schwierigkeiten haben das eine, oder andere Symbol zu verstehen.
Auch Almuth konnte in ihrer Antwort auf eine Einschätzung meiner Person nicht verzichten. Sie schrieb unter anderem auch; ich wäre für mein Schicksal selbst verantwortlich. Meiner Meinung nach ein Irrtum. Wir werden von unserer Umwelt determiniert, und haben in unseren ersten Lebensjahren keine Chance irgend etwas zu lenken, was sich später nur geringfügig ändert. In uns spiegelt sich nur unsere Umwelt. Im Grunde verlieren wir so die Verantwortung für unser tun, tragen aber die Verantwortung für unseren nächsten, weil wir für den ja Umwelt sind.
Dass unsere Umwelt komplett aus dem Gleichgewicht ist wird wohl niemand bestreiten. Die Massengesellschaft ist eine globale Katastrophe und ein Auslaufmodell. Mehr dazu auf dieser Seite (auf der konsequenterweise niemand mehr kommentiert)
http://www.kassandra21.deLetztlich entscheidend ist nicht mein Temperament, sondern die Frage, ob ich mit gutem Willen handle, oder nicht. Und darüber geben weder Träume, noch die Umwelt eine verlässliche objektive Antwort. Intensive, spürbar bedeutungsvolle Träume sind das Ergebnis von Ungleichgewicht - auch das wird wohl niemand bestreiten - sie zeigen nur die Gegenwart, die Zukunft wird nur erahnt.
Hier also die Antwort, die über den Umweg einer PM wesentlich detaillierter ausgefallen ist, als ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte.
Da Du die einzige bist, die es geschafft hat auf meinen Beitrag "Ein Traum für euch" normal zu reagieren, will ich mich um eine Antwort nicht drücken.
Aufgewachsen in einem gut etablierten, aber gewaltätigen und alles kontrollierenden Elternhaus suchte und fand ich in Tagträumen (das Fliegen) meine Zuflucht.
Das fing etwa an als ich 6 Jahre alt war. Je besser ich in dieser Übung wurde, umso erfolgreicher konnte ich mich einer unerträglichen Realität entziehen. Die Bäume stehen dabei für die Realität und Bodenhaftung der ich beim Tagträumen natürlich ausweichen wollte. Natürlich entfernt man sich in so einer Situation von der Umwelt, und es ist kein Wunder, wenn ich der Gesellschaft (der Zug), der man angehören will, die reizvoll ist, trotzdem nur noch aus der Entfernung zusehen kann.
Mit Anfang 30 hatte ich dann meine Defizite soweit aufholen können, das mir eine realistische Einschätzung des entstandenen Schadens möglich wurde. Ich stellte zum Beispiel fest, daß ich keineswegs so blöde bin, wie man mich immer hingestellt hat, oder daß ich ausgesprochen attraktiv bin, was mir vorher komplett verborgen blieb. Es war brutal. Ich saß zuhause in meinem Easy-Chair und erinnerte mich daran, wie ich in meiner Jugend die umschwärmtesten Mädchen meiner Schule der Reihe nach abblitzen ließ, weil ich deren Annäherungsversuche schlicht nicht als solche erkennen konnte.
Kurz darauf dann der letzte Traum. Das Schiff steht für das Leben im allgemeinen (eines der stärksten Symbole überhaupt denke ich) und meine Landung symbolisiert nichts anders, als meine gewonnene Fähigkeit die Dinge als das zu erkennen was sie sind. Eine Gesellschaft, die den Begriff "Opfer" mittlerweile als Schimpfwort benutzt, die beinahe grundsätzlich in erster Linie die Opfer auf's Korn nimmt, mußte dabei nackt erscheinen. Und sie mußte von Dunkelheit umgeben sein, welche ihre eigene Blindheit darstellte.
Insofern sind die Reaktionen hier nur konsequent.
Ich wußte nach meinem letzten Traum sofort nach dem Aufwachen was er bedeutet, obwohl ich mich zuvor niemals mit Deutungen beschäftigt habe. Das kam erst später, weil ich natürlich nach so einem Hammer etwas recherchiert habe.
Mittlerweile träume ich wieder vom schweben, aber jetzt ist es anders. Ich fliege nicht, sondern es ist so, dass ich fast unmerklich über den Boden gleite. Es ist sehr kontrolliert.
Wahrscheinlich die einzige Möglichkeit mich innerhalb einer maximal selbstgefälligen Gesellschaft, die ich zutiefst verachte, zu bewegen.
Wenn ich heute träume stellen die Traumbilder keine Rätsel für mich dar. Es ist eigentlich mehr wie eine Illustration. Ich bin übrigens auch Illustrator, oder war es, weil mir der Anreiz zu zeichnen komplett abhanden gekommen ist. Ich weiß einfach nicht mehr für wen ich das mache. Eine solche Biografie bringt haufenweise Handicaps mit sich, die das Leben begleiten und vergiften, aber sie gebiert auch Talente, wie eine besondere Beobachtungsgabe (Grundvoraussetzung um gut zu zeichnen) und eine überbordende Phantasie. Ich bin randvoll mit Ideen, die ich nie realisiert habe, weil es keinen Adressaten gab, und für mich muß ich nichts erschaffen, denn ich habe das alles ja im Geiste gesehen.
Ich habe ein Leben als Eremit geführt, und werde es auch so beenden. Es ist ein zynischer Witz, wenn man mir hier Selbstdarstellung vorwirft, denn ich kenne absolut niemanden, der sich mit weniger begnügt als ich, ohne dabei jemals gewalttätig geworden zu sein. Gewalt wäre eigentlich die normale Reaktion auf meine Kindheitserfahrungen gewesen, und ich bin mir sicher, daß meine Tagträume mich davor bewahrt haben. Sie und gute Musik. (Meine Definition von guter Musik:
https://www.youtube.com/watch?v=k8wU9xuPwMA )
Ganz nebenbei ist mir übrigens aufgefallen, dass Tagträume in unserer Gesellschaft ein Tabu sind. Man redet nicht darüber, und wer es tut ist ein Spinner. Besonders Frauen reagieren extrem auf das Thema Tagträume. Dabei sind sie eine multi-milliarden Doller Industrie, die sich in den USA Hollywood nennt, und tatsächlich ist alles was wir als Fortschritt werten, das Ergebnis erfolgreicher Tagträume