viele menschen um mich:
teilnehmer einer fortbildung
zu viele zu eng und zu nah!
in der pause
fliehe ich in diese stadt
spaziere mit freund waldemar
durch erleichternd fremde gassen
die so licht wie leer sind
über eine schmale fußgängerbrücke
geht es zurück
in richtung des seminars
doch was ist das?
die brücke bricht bei der hälfte
mitten über dem fluss ab
(abgebrochen oder zu ende nie gebaut)
am ufer gegenüber
hat ein kleiner chor sich versammelt
hübsch auf den steintreppenstufen aufgereiht
und singt uns adrett entgegen
wir müssen hinüber, die zeit drängt
die pause ist gleich zuende
kurzentschlossen springt waldemar
in die fluten tief unter uns
schwimmt hinüber
zum chor
zum anderen teil der stadt (dem linksufrigen)
zum ort der fortbildung
er ist so mutig
er ist so ein prahlhans
er schwimmt in voller kleidung, schuhen, wintermantel
durch den fluss
alles wird nass
er ist so irre
fehlt es ihm nicht an selbstliebe?
soll ich ihm hinterher?
nein!
ich will nicht hinüber
ich habe angst:
ich will nicht frieren
und krank werden
ich bin vernünftig
nicht mutig, nicht übermütig
ich drehe um
ich höre auf mich
ich drehe um
zurück in diese gassen
und streife wieder
durch winterwarme mittagssonne
nicht zurück zu den andren geh ich
diesseits der brücke bleibe ich
spazierend
für mich
allein