Totschlag bei 'Rivalenkampf'

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Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Timbuktu » 26.01.2016, 21:14

Hallo,

Ich hatte heute nach langer Zeit nochmal einen sehr intensiven Traum. Doch erstmal möchte Ich euch meine aktuelle Lebenssituation schildern:

Ich bin 20 Jahre alt, habe vorletztes Jahr mein Abi gemacht, war danach 1 Jahr in ganz Australien und Südostasien und bin nun wieder seit einem guten halben Jahr zurück in Deutschland. Eigentlich hatte ich noch garnicht das Gefühl studieren zu wollen, weil ich erst noch weiter mich, neue Menschen und die Welt erkunden wollte. Nun hab ich mich meinen Eltern zur Liebe für einen Studiengang beworben für den mein NC eigt. zu niedrig war und wurde angenommen. Nun studiere Ich seit einem guten viertel Jahr. Das Thema des Studiums gefällt mir eigentlich gut, allerdings bin ich nicht mehr 100% zufrieden mit meinem Leben. Das Problem ist, dass ich viel größere Ziele hab und diese am liebsten direkt in Angriff nehmen würde, wenn ich nicht noch meine Familie hier hätte.

Nun zu meiner psychischen Situation:
Ich bin eine sehr nachdenkliche Person, die versucht jeden Sachverhalt aus der richtigen Position zu betrachten. Dabei merke ich leider, dass es selten eine optimale Position gibt. Ich frage mich häufig, ob das System in dem wir Leben wirklich die Antwort ist um glücklich zu werden. Ich bin keine depressive Person und versuche auch immer Leute positiv zu stimmen, aber Ich merke wie mich die Unglücklichkeit der Menschen in Deutschland etwas mit runter zieht. Ich merke einfach das ich mehr will, als dieses einfache Leben. Meine vielen Gedanken haben mich fast in den Wahnsinn getrieben. Ich habe entdeckt, dass ich mich von diesen negativen Emotionen ablenken muss und habe mit einigen neuen Hobbys begonnen und versuche meinen Charakter weiter zu stärken. Mein Problem ist immer noch, dass ich nicht weiß wer ich überhaupt bin. Auf der einen Seite bin ich ein sehr introvertierter Mensch der es liebt Zeit nur mit sich zu verbringen, auf der anderen Seite nehme ich in Gruppen häufig eine sehr dominante, aber nicht dominierende, Rolle ein. Ich weiß einfach, dass ich mich noch weiter entfalten kann. Mein größtest Problem ist seit dem Ich denken kann meine Kontaktscheue. Wenn ich Leute kenne unterhalte Ich mich problemlos und gerne mit Ihnen, aber ich habe echt Probleme fremde Menschen anzusprechen. Ich weiß wiederum nicht, ob Ich es nicht kann oder einfach nicht will.

GANZ WICHTIG:
Ich denke, dass der Traum größtenteils mit einem riesigen Problem von mir zusammenhängt. Das klingt jetzt vielleicht sehr merkwürdig. Ich hatte eine einwandfreie Kindheit ohne, dass Ich besonders schlecht behandelt wurde. Mein Problem ist mein falscher Umgang mit Sexualität. Ich hatte erst wenige sexuelle Kontakte zu anderen Menschen, da Ich schon sehr sehr früh mit dem onanieren begonnen habe. Jetzt ist mir seit längere Zeit aufgefallen, dass Ich stark süchtig danach bin. Ich werde von fast nichts süchtig, aber danach bin ich stark süchtig. Ich habe dieses Problem nun erkannt und akzeptiert. Aktuell stelle Ich mich der Herausforderung gegen diese Sucht gegen zu halten. Ich verabscheue Selbstbefriedigung nicht, aber die totale Verzicht für einen längeren Zeitraum ist meiner Meinung nach unbedingt Notwendig, um mich selbst kennen zu lernen. Ich sehe Hoffnung darin, dass andere Geschlecht respektvoller Wahrzunehmen und nicht nur ausschließlich sexuell zu denken.

Nun mein Traum:

Der Traum handelte von einem sehr langen Weg auf die Spitze von einem Berg. Auf dem Berg sollte etwas wie eine Sommer-Grill-Party stattfinden. Der Weg führte über einige Gipfel und Täler, die durch unterschiedlichste Landschaften geprägt waren. Teilweise musste man durch riesige leerstehende und verfallene Gebäude laufen, um weiter zu kommen. Nun kann ich mich daran erinnern, dass ich die größte Zeit alleine unterwegs war, dann habe ich aber auch eine Komilitonin getroffen, die ich eigt. nicht soo gerne mag. An der wichtigsten Stelle befand ich mich allerdings in einer Gruppe. Ich kann mich an niemanden erinnern. Jedenfalls gab es einen Streit zwischen mir und einer anderen männlichen Person der Gruppe. Wir befanden uns auf dem Balkon eines dieser leerstehenden riesigen alten Gebäude. Wenn ich mich richtig erinnere war es ein Konkurrenzkampf. Ich habe mich für das 'Alphatier :D' der Gruppe gehalten und er hat das in Frage gestellt und wir kämpften. Ich wollte nicht, dass er mir weh tut und habe Ihn in den Schwitzkasten genommen. Da er sich aber weiterhin gewehrt hat, habe ich seinen Kopf, wie in einem Rauschzustand, gegen die Balkonmauer gehauen. Ich war komplett angespannt und hatte das Gefühl, dass er sich weiterhin wehrt. Ich wollte wirklich nur, dass er aufgibt und habe auch immer wieder gesagt: ''Gibst du endlich auf?!' Aber ich hatte das Gefühl er würde sich weiterhin wehren. Ich habe den Kopf immer fester gegen die Mauer gehauen, bis ich merkte, dass sich in der Mauer eine dicker Riss bildet. Dann ist mir aufgefallen, dass er nicht gesagt hat 'Ich gebe auf!', weil er schon die ganze Zeit bewusstlos war.


Das war eigentlich alles was mir einfällt, Ich hoffe Ihr könnt mir bei der Interpretation weiterhelfen,
Liebe Grüße euer Tim
Timbuktu
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Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Dichterseele » 27.01.2016, 17:27

Ich möchte zu Almuths richtigen Interpretationen noch ein paar generelle Gedanken hinzufügen.

Dir gefällt der Zustand dieser Gesellschaft nicht - mir auch nicht.
Die meisten Standpunkte sind vielzu plump, als dass sie tragfähig wären.
Und die meisten Menschen sind unausgegoren.
Das Leben und die Gesellschaft muss man sehr differenziert betrachten.
Dazu habe ich ein System entwickelt und wünsche mir junge Menschen, die dazu beitragen, es zu verwirklichen.
Doch ohne Geld und Lobby ist das schwierig...

Was studierst Du denn?
Wenn Du willst, antworte per PN
Gruß MW
Dichterseele
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Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Timbuktu » 28.01.2016, 03:02

Hallo Almuth,
erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort,

Dein erster Absatz klingt sehr plausibel. Zum Thema Frauen: Ich mag Frauen schon, ich hab auch eine Schwester mit der Ich mich ziemlich gut verstehe, aber es gibt nur ganz ganz wenige Frauen mit denen Ich mir eine Beziehung vorstellen kann.
Auch deine Interpretation im zweiten Absatz hilft mir deutlich weiter.
Allerdings weiß ich nicht, ob man meine mir bewusst gewordene Sexsucht als 'Kontrolllampe' bezeichnen kann. Ich glaube, dass es ursprünglich kein psychisches Problem darstellt. Das klingt jetzt vielleicht verrückt, aber Ich habe das Orgasmusgefühl bereits Im Kindergartenalter kennengelernt. Ich habe damals entdeckt, dass die Reibung ein schönes Gefühl macht. Damals habe ich das natürlich schon heimlich gemacht, weil mir das natürlich irgendwie seltsam vorkam. Ich bin damals quasi zum Orgasmus gekommen, natürlich ohne Ejakulation, ohne überhaupt sexuelle Gedanken zu haben. Diese kamen ''erst'' so im späten Kindergartenalter. Allerdings habe Ich niemals die Sucht nach dem Gefühl und sexuelles Interesse trennen können, was mein merkwürdiges Verhältnis zum anderen Geschlecht erklärt. Ich habe Masturbation also seit meinem frühen Kindesalter als starke Droge benutzt. Immer wenn ich krank war, mir schlecht war, ich schlecht gelaunt war oder mir langweilig war. Es ist also wirklich eine falsche Angewohnheit, die Ich nun versuche zu bezwingen. Diese 'Enthaltsamkeit' ist eine Idee, die ich aus einer immer größer werdenden Community gewonnen habe. Die nennen sich 'nofap' und haben bereits fast eine halbe Millionen Mitglieder. Viele, gerade Männer, besonders junge Männer in meinem Alter, haben ein ähnliches Problem. Die meisten von ihnen haben das Problem, dass sie ihre Sexualität über Pornographie aufgebaut haben. Viele berichten, nach einem harten Entzug von mehreren Monaten, das Leben völlig neu wahrzunehmen. Ich sehe dieses Projekt bei mir als Chance. Wenn es nicht funktionieren sollte, werde Ich mir psycholgische Beratung suchen.

Das Problem mit richtig und falsch ist bei mir, dass ich nicht nur sehe, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Meinungen haben, sondern Ich sehe, dass ich keine eindeutige Meinung zu jedem Sachverhalt habe. Zum Beispiel bin ich moralisch der Ansicht, dass der Konsum von Fleisch auf der einen Seite nicht vertretbar ist, weil meiner Meinung nach jedes Lebewesen gleich viel wert ist, auf der anderen Seite ist es, auch wenn nicht auf diese unnatürliche Art wie uns Fleisch im Supermarkt verkauft wird, natürlich Fleisch zu essen. Es gibt einfach so viele Fragen, die aber keine klare Antwort haben. Natürlich gehört es zur Essenz des Charakters zu jeder Frage eine eigene Antwort zu haben, aber was ist wenn man einfach sieht, dass es mehrere plausible Antworten gibt.

Das führt auch direkt zu deinem Absatz, der die Zufriedenheit der Menschen thematisiert. Natürlich wirken viele Menschen glücklich, aber ich glaube, dass tief im inneren hier niemand wirklich glücklich ist. Viele Menschen sind ja der Meinung, dass Liebe das einzige ist, wo sie ihr wahres Glück finden können. Das kann sehr gut wahr sein, weil in dieser Gesellschaft in der wir leben fast alles künstlich ist. Wir Menschen sind nichts anderes als alle anderen Tiere. Wir sind Gen- bzw. Instinktgesteuert. Letztendlich werden wir bei jeder Handlung glücklich, die unsere Chancen auf Reproduktion verbessern. Dabei sollte man beachten, dass es natürliche und falsche (unnatürliche) Arten von Handlungen gibt. Beispielsweise zählen Masturbation und das Essen von Fastfood zu den unnatürlichen Arten, da sie nicht unsere Chancen auf Reproduktion erhöhen, aber dennoch in einem Moment glücklich machen. Das ist quasi im Fehler in unserer DNA. Unser gesamtes kapitalistisches System baut auf einer unnatürlichen Art und Weise auf einen natürlichen Instinkt auf. Es geht dabei nur darum ein ''besserer'' und raffinierterer Mensch als die anderen zu sein. Belohnt wird das am Ende mit Geld, Macht und Ehre. Dieses System macht ist einfach falsch. Schon Erich Fromm sagte, dass die scheinbar psychisch gesunden Menschen vielleicht eher die kranken sind und andersrum.

Vielleicht bin ich also nicht ganz unten, so wie du es sagst, sondern weit oben. Ich sehe die Probleme. Ich sehe wie falsch jeder Krieg ist, oder wie falsch es ist Asylanten die Schuld zu geben, anstatt den westlichen Menschen, die die ISIS ausgebildet haben, um diese erdölreichen Länder zu destabilisieren. Oder wie man eigentlich nur lebt, um zu konsumieren, um Sachen zu kaufen die man nicht braucht. Oder wie die Menschlichkeit in diesem ausschließlich leistungsorientiertem System untergeht.
Auf einer Glücksebene magst du recht haben. Vielleicht bin ich nicht der glücklichste Mensch, aber das Leben hier ist einfach wie in dem Film 'Matrix'. Man kann sich immer aussuchen, ob man alles wissen will und dadurch vielleicht unglücklich wird, oder ob man weiter sein 'Scheinglück' genießt.

Sorry, wenn ich sehr stark abgeschweift bin, aber das musste Ich einfach schreiben, damit man die Herkunft meiner Unzufriedenheit versteht. Vielleicht hast du recht, dass man sich mehr auf die positiven Dinge im Leben konzentrieren sollte, aber Ich weiß nicht wie das möglich ist, in einer Welt wo einfach fast alles schief läuft.

LG Tim
Timbuktu
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Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Dichterseele » 28.01.2016, 17:30

Hallo Tim,
es gibt kein einzig wahres Element des Glücks.
Es gibt viele Bedürfnisse, die Menschen befriedigen müssen / wollen / sollen.
Das Geheimnis besteht darin, natürliche Bedüfnisse von (durch Werbung oder ideologische Indoktrination) künstlich erzeugten zu unterscheiden...
...und darin, nichts zu unter- oder übertreiben.
Dichterseele
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Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Caterina » 28.01.2016, 17:46

Hallo Dichterseele,

Dichterseele hat geschrieben:Hallo Tim,
es gibt kein einzig wahres Element des Glücks.
Es gibt viele Bedürfnisse, die Menschen befriedigen müssen / wollen / sollen.
Das Geheimnis besteht darin, natürliche Bedüfnisse von (durch Werbung oder ideologische Indoktrination) künstlich erzeugten zu unterscheiden...
...und darin, nichts zu unter- oder übertreiben.


Ja, im Wesentlichen stimme ich dir hier zu. Frage mich aber gerade, wie du das mit dem "kein wahres Element des Glücks"
meinst? Ich habe mich relativ ausführlich eine Zeitlang mit dem Thema "Glück" und Glücksforschung beschäftigt und dabei
für mich festgestellt, dass letztlich die Definition von Glück tatsächlich sehr variiert. Magst du das näher ausführen, ich finde den Ansatz
interessant.

Liebe Grüße
Caterina
 

Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Caterina » 28.01.2016, 17:56

Hallo Tim,

zu deinen Ausführungen möchte ich dir sagen, dass aus meiner Sicht du dich in einer
völlig "normalen Entwicklungsphase" befindest, zu der ein gewisser Suchprozeß letztlich
gehört wie notwendig ist. Fachleute nennen das "Adoleszens" (zwischen 20-25). Wünschens-
wert erscheint mir, dass du bei deiner Entwicklung nicht in eine "generelle Resignation"
verfällst und somit letztlich tatsächlich in eine Depression rutschen könntest. Depressive
Phasen kennt denke ich (fast) jeder/jede. Und ohne dich desilliusionieren zu wollen, man(n)
kann im Leben als einzelne Person durchaus viel bewegen, aber letztlich "nicht die gesamte
Menschheit retten". Eine durchaus schmerzliche Erfahrung vor allem für Menschen, die
"hinter die Kulissen" schauen wollen und können und größere Zusammenhänge wahrnehmen
und verstehen. Es ist möglich, seinen Beitrag zu leisten ohne gleichzeitig aus Frust irgend-
wann aufzugeben - weder in die ein noch in die andere Richtung.

Zu deiner Sucht möchte ich anmerken, dass es manchmal sinnvoll sein kann, beides zu
tun: Praxis und Theorie. Das "Entzugsprojekt" wäre aus meiner Sicht das Eine, dir
professionelle Unterstützung zu suchen, das Andere, dabei ergänzen sich dann beide
Teile - zu deinem Vorteil. Nur mal so als Anregung.

Viele Grüße
Caterina
 

Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Dichterseele » 28.01.2016, 21:28

(gelöschter User) hat geschrieben:Ja, im Wesentlichen stimme ich dir hier zu. Frage mich aber gerade, wie du das mit dem "kein wahres Element des Glücks"
meinst?


Ich meine damit, dass Glück nicht nur von einem Faktor abhängt.
An dieser Vorstellung scheitern ja alle Heilslehren - egal ob ideologische oder religiöse / esoterische.
Wenn uns kurzfristig eine einzige Sache glücklich macht, dann deshalb, weil wir lange nichts dergleichen hatten.
Folgern wir nun daraus, dass wir nur diesen einen Glücklichmacher brauchen, wiederholen wir das ganze jedesmal, wenn wir uns unglücklich fühlen.
...und geraten damit in den Sog einer Zwangsvorstellung namens Sucht - der Begriff kommt von suchen.

Egal in was wir uns reinsteigern, weil wir glauben, damit ein Gefühl der Zufriedenheit erlangen zu können - es macht uns krank, einer so plumpen Vorstellung anzuhaften.
Zufrieden und damit friedlich werden wir nur, wenn wir periodisch alle unsere Bedürfnisse befriedigen - in angemessener Form und in mäßigem Maße.
Das Problem ist, dass wir garnicht wissen, welche Bedürfnisse wir überhaupt haben...
Wichtig ist, unseren Lebens-Stil durchzuchecken:
Alles, was wir übertreiben führt zur Sucht, ausgelöst durch das, was wir untertreiben oder nicht verwirklichen können - und da gehören politisch Weichen gestellt...
Menschen, denen was Wesentliches fehlt, werden zudem krank - ein Großteil unserer Krankheiten hat auch psychosomatische Ursachen.
(siehe meine psychologische Internetseite)
Diese Zusammenhänge im Détail zu erklären wird Inhalt meines Buches "Vom Schrei des ICH". Ich erwäge auch ein abschnittsweises online-Training damit und kann mir auch vorstellen, die Inhalte curricular auszuarbeiten, denn das gehört allen Menschen nahe gebracht. Anders wird es nie Frieden auf Erden geben.
Dichterseele
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Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Dichterseele » 29.01.2016, 12:19

Almuth hat geschrieben:Da kann ich mich nur wiederholen, es gibt kein absolut richtig und absolut falsch. Alles ist immer sowohl als auch, je nachdem, wer es unter welchen Gesichtspunkten betrachtet.

Schau dir die Menschen da draußen an. Es gibt keine armen Opfer eines falschen Systems, auch wenn das für dich genau so aussieht. Trau den Menschen zu, sich um ihr Leben und ihre Angelegenheiten selber kümmern zu können, für ihr Glück, Gesundheit, Erfolg selber sorgen zu können. Sie können es, und falls nicht, gibt es für jeden Menschen Hilfe irgendwo.

Nein, Tim, die Herkunft deiner Unzufriedenheit liegt nicht in den beschriebenen Missständen. Die sind nur der willkommene, dich automatisch ehrende Aufhänger, um nicht bei dir selbst anfangen zu müssen.
Ich schrieb, deine Masturbation ist so was wie der Trost in einer als unerträglich empfundenen Situation. Wenn du nun Verzicht übst, dann solltest du diesen Trost in was anderem gefunden haben, etwas, was dir gefällt, Spaß macht, dich lächeln lässt.
Aber fange nicht etwa an dich zu fragen, was denn anders sein müsste, damit du glücklich und zufrieden leben kannst. Ganz viele Menschen meinen, wenn das so und so wäre, wenn dies anders wäre, dann ja dann könnte ich glücklich oder wenigstens zufrieden sein. Stimmt nicht, scheint nur so. Es würde immer weiter irgendwas geben, was sie weiter unglücklich sein lässt.
Glückliche Menschen sind ganz einfach glückliche Menschen, sie haben dieses Gefühl in sich, in ihrer Natur und Charakteristik. Und weil das so ist, sehen und erleben sie auch nur das, was sie glücklich sein lässt. Das ist das ganze Geheimnis.
Herzliche Grüße, Almuth


Liebe Almuth,
merkst Du nicht, wie Du Dir selbst widersprichst?
Wenn jemand Trost braucht, dann weil es ein Defizit gibt - und dieses ist nicht allein in diesem Menschen begründet, sondern auch in krank machenden Verhältnissen...
Eine andre Art von Ersatzbefriedigung wird ihm nicht wirklich helfen, sondern nur die Erkenntnis, wofür er eigentlich Ersatz sucht - und das kann vieles gleichzeitig sein.

Glückliche Menschen sind einfach nur in die optimale Situation hineingeboren - auch sie werden unglücklich, wenn sie harte Realitäten ertragen müssen.
Ich habe so ein Frau mal erlebt, die nach einer sehr glücklichen Ehe verwitet, offenbar nie Schlimmes erlebt hatte - wir begegneten uns indirekt (vom Sehen) zweimal in einer Kurklinik.
Einmal schien sie das Glückskind, wie von Dir beschrieben, das keinerlei Verständnis für die Traurigkeit andrer Leute hatte.
2 Jahre spätr war sie am Boden zerstört - da hatte ihr das Leben wohl eine Lektion erteilt...
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Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Caterina » 29.01.2016, 17:23

Hallo Dichterseele,

Dichterseele hat geschrieben:
(gelöschter User) hat geschrieben:Ja, im Wesentlichen stimme ich dir hier zu. Frage mich aber gerade, wie du das mit dem "kein wahres Element des Glücks"
meinst?


Ich meine damit, dass Glück nicht nur von einem Faktor abhängt.
An dieser Vorstellung scheitern ja alle Heilslehren - egal ob ideologische oder religiöse / esoterische.
Wenn uns kurzfristig eine einzige Sache glücklich macht, dann deshalb, weil wir lange nichts dergleichen hatten.
Folgern wir nun daraus, dass wir nur diesen einen Glücklichmacher brauchen, wiederholen wir das ganze jedesmal, wenn wir uns unglücklich fühlen.
...und geraten damit in den Sog einer Zwangsvorstellung namens Sucht - der Begriff kommt von suchen.

Egal in was wir uns reinsteigern, weil wir glauben, damit ein Gefühl der Zufriedenheit erlangen zu können - es macht uns krank, einer so plumpen Vorstellung anzuhaften.
Zufrieden und damit friedlich werden wir nur, wenn wir periodisch alle unsere Bedürfnisse befriedigen - in angemessener Form und in mäßigem Maße.
Das Problem ist, dass wir garnicht wissen, welche Bedürfnisse wir überhaupt haben...
Wichtig ist, unseren Lebens-Stil durchzuchecken:
Alles, was wir übertreiben führt zur Sucht, ausgelöst durch das, was wir untertreiben oder nicht verwirklichen können - und da gehören politisch Weichen gestellt...
Menschen, denen was Wesentliches fehlt, werden zudem krank - ein Großteil unserer Krankheiten hat auch psychosomatische Ursachen.
(siehe meine psychologische Internetseite)
Diese Zusammenhänge im Détail zu erklären wird Inhalt meines Buches "Vom Schrei des ICH". Ich erwäge auch ein abschnittsweises online-Training damit und kann mir auch vorstellen, die Inhalte curricular auszuarbeiten, denn das gehört allen Menschen nahe gebracht. Anders wird es nie Frieden auf Erden geben.


Danke für deine näheren Ausführungen, durch die für mich mehr Klarheit entstanden ist. Ich teile deine Ansicht, dass uns ein einziger Faktor nicht dauerhaft glücklich machen kann/macht.
Zudem bezweifel ich, dass ein "dauerhaftes Glück" nicht existiert, weil der Mensch sich dann "ständig" ändern müsste, gemessen an der Vorstellung es wären ausschließlich unsere Umstände,
da sich Umstände permanent verändern - was bleibt letztlich gleich? - die uns ausschließlich glücklich machen können/würden. Wohlaber eine "Grundzufriedenheit" sich einstellen kann. Was mich bei einem der Erkenntnisse aus der Glücksforschung beschäftigt hat - vielleicht sogar zunächst überrascht - war die Tatsache, dass es unterschiedliche Bereiche gibt, die in der Summe unser Glück definieren, aber das gerade oder vor allem Menschen, die von außen betrachtet keinerlei Gründe hätten glücklich zu sein, laut der Forschung am Glücklichsten mitunter waren. Der bekannte Glücksforscher Florian Langenscheidt
zieht in Erwägung, sogar ein Buch mit dem Titel "trotzdem glücklich" zu schreiben, um genau diesem Phänomen noch deutlicher auf die Spur zu kommen. Denn überrachenderweise ist es auch
nicht ausschließlich, aber maßgeblich unsere Einstellung verbunden mit einer tiefen Dankbarkeit die zumindest dauerhafte Zufriedenheit/Glück freisetzen. Das liegt denke ich in etwa auf deiner Linie, da du
anführst, dass "eine periodische Bedürfnisbefriedigung" anstrebenswert sei. Was mich an der Stelle nachdenklich stimmt ist die Frage, ob eine Bedürfnisbefriedigung tatsächlich eine gesunde Grundlage für
eine dauerhafte Zufriedenheit darstellen kann oder ob nicht auch unsere bloßen Träume und Wünsche starke Motoren sein können für Glück und Zufriedenheit. Der moderne Trend "das Glück zu jagen" und "ständig
glücklich sein zu müssen" halte ich deshalb für gefährlich, weil es an der Realität völlig vorbei geht und "Leistungs-/Erfolgsdruck" suggeriert, was zum "Glück" nicht passig sein kann. Letztlich aber zunächst
wie ein "be-rauschen" wirkt (also wie eine Droge), um dann den kompletten Absturz bei "Nichterreichen" = Unglücklichsein auszulösen (Stichwort "Burnout"). Die Gesellschaftsstrukturen zeigen deutlich, dass
dieser Ansatz einer zum Scheitern verurteilter ist (was auch die ganzen "Aussteiger" letztlich dokumentieren).

Ich bin also gespannt auf deine Buch :-).
Caterina
 

Re: Totschlag bei 'Rivalenkampf'

Beitragvon Dichterseele » 29.01.2016, 18:29

Hallo Caterian,
das große Glücksgefühl stellt sich dann ein, wenn wir Befriedigung in einem Bereich bekommen, wo wir ausgehungert waren.
Da habe wir dann erstmal Nachholbedarf und die Freude bei der Erfüllung verleitet uns zu dem Schluss, dass wir nur dieses eine brauchen, um glücklich zu sein.
Sobald wir es ausgiebig befriedigt haben, lässt das Interesse nach und wer dann nicht erkennt, dass es noch andre Dinge gibt, die wir vernachlässigen, kommt es zur Sucht, weil wir immer auf dieselbe Masche versuchen, das schöne Glücksgefühl wiederzubekommen. Nachzudenken, was uns sonst noch fehlt, wäre ja auch anstrengend...
Wie sagte doch Professor Schmölz in einem soziologischen Seminar an der Theol. Fakultät Salzburg: "Die größten Laster der Menschheit sind die Dummheit und die Bequemlichkeit."
...wobei ich finde, dass die Dummheit eine Folge der Denkfaulheit ist.

Heitere Zufriedenheit ist Ausdruck regelmäßiger Befriedigung aller Bedürfnisse. Diese werden bei manchen Menschen in bescheidenen Verhältnissen offenbar befriedigt, weshalb sie auch von innen heraus strahlen. Eine Wisseschaftlerin erzählte in einer alternativen Diskussionsrunde von einer Volksgruppe in Indien, die trotz in unseren Augen bescheidenen Lebensstils total glücklich ist. Und Amerikaner wollten mal eine afrikanische Bevölkerungsgruppe mit Konsumgütern animieren, für sie zu arbeiten und erhielten zur Antwort: "Das brauchen wir nicht, also warum sollten wir uns dafür abmühen."

Das kranke an unserer Gesellschaft ist die neurotische Kompensation seelischer Mankos durch übermäßigen Konsum. Den Mankos auf die Spur zu kommen führt zur Diagnose, woher die Süchte stammen. Die Ungleichgewichte aus der Welt zu schaffen ist der nächste Schritt. Und dazu gehört nicht nur eine geänderte Einstellung der Betroffenen, sondern auch eine Änderung der Verhältnisse - denn nicht alle Ungereimtheiten in unserem Leben können wir selbst ins Lot bringen, wenn die Umstände uns daran hindern. Letztere werden oft von Machthabern aufrecht erhalten, denen es an Einsicht fehlt. Aber auch Machthunger ist Ausdruck seelischer Mängel - und da beißt sich die KAtze in den Schwanz.
Dichterseele
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