Ich war die Jüngste im 'Justiz'. Ich glaube jedenfalls, dass es in einer JVA war. Wir Frauen (ca. 20) hatten alle Alltags (also normale)klamotten an, aber die Mitarbeiter waren in JVA-Dienstanzügen. Sie trugen immer Waffen bei sich und behielten uns eisern im Auge. Ich weiß, dass irgendjemand Geburtstag hatte, denn wir überlegten, wie wir feiern konnten. Irgendwie kamen wir auf ein komisches Spiel. Es hingen Wäschekörbe von der Decke. Wir spielten in 2er Teams und für jedes Team gab es jeweils einen Korb, in dem ein Teammitglied drinnen saß. Der andere musste den Korb hoch und runter ziehen (also um an die Decke zu gelangen). An der Decke hingen Klamotten und wer sie als erstes im Korb hatte, hatte gewonnen (wirklich total planlos!). Danach gab es Kuchen. Wir waren in sowas wie einem Fitnessraum (Aufenthaltsraum), mit gelbem Linoleum Boden und Dachschräge. Die Kuchen standen auf den Fensterbrettern. Während wir anfangen wollten den Kuchen zu essen, fingen wir an zu tuscheln, so dass die Justizvollzugsbeamten (ich schreib einfach mal Wärter) uns nicht hörten. Sie sahen uns schon misstrauisch an. Eine kam auf die Idee, wir müssten unbedingt hier weg, weil irgendwas Böses im Spiel sei. Also: wir mussten abhauen. Und genau in dem Moment (ach, was ein Zufall!) ging das Licht aus. Es war Stromausfall und die Wärter wurden irgenwdie unruhig, genau wie wir alle.
Mir war klar, dass wir alle dasselbe dachten; dass jetzt der perfekte Zeitpunkt wäre um zu laufen, aber keiner traute sich zu bewegen. Wir warfen uns alle nur unschlüssige und unsichere Blicke zu. Bis ich tief Luft holte und einfach los raste. Ich hörte die Frauen hinter mir aufkeuchen, eher bewundernd als erschreckt. Ich rammte die Wärter zur Seite und lief, wie mich die Beine trugen. Ich stolperte quasi die Treppen runter, flog um die Ecken und stürzte durch Türen, die gerade wegen Sicherheitsvorkehrungen geschlossen wurden. Ich sah überall so rotes Licht blinken, laute Sirenen und immer die Durchsage: "Achtung, Achtung, Gefangene auf der Flucht. Ich wiederhole: Achtung, Achtung, Gefangene auf der Flucht!" Mein Herz raste und ich keuchte schon vom Laufen. Gerade ging ein Gitter nach unten, die letzte Möglichkeit, die letzte Tür zur Freiheit. Ich gab nochmal Gas und rutsche gerade so unter dem Gitter durch.
Ich war jetzt im Vorraum. Alle Wände aus Glas und hinter einer saß eine straßenköterblonde Sekretärin, die so beschäftigt war, dass sie nicht mitbekam, wie ich aus der Tür in die Freiheit lief.
Mir liefen vor Freude Tränen über die Wange und mein Hals brannte schon vom Laufen. Ich wollte vor Glück aufschreien.
Ich lief weiter, wollte gerade die Rolltreppe zur U-Bahn nach unten laufen, als auf einmal die Decke immer niedriger wurde, also so, dass da wo die Rolltreppe aufhört, auf einmal eine Wand war und das "Dach" über mir immer niedriger wurde. Ich bekam entsetzlich Panik und stolperte die Treppen wieder nach oben. Die Leute, die neben mir die normale Treppe benutzten, sahen mir schon total verstört hinterher. Als ich fast oben ankam, sah ich, dass auch da irgendeine Wand auf mich zukam und ich wollte wieder umdrehen. Die Decke war weg und alles wie normal. Nach einer kurzen Starre der Verwirrung (ich dachte, mein Verstand dreht jetzt völlig durch) lief ich weiter um die Ecke. Dort war so eine kleine Passage (also bei der U-Bahn oben noch, nicht bei den Gleisen). Es waren viele Menschen unterwegs und ich versuchte mich nicht zu auffällig zu verhalten, also nahm ich ein ruhiges Tempo an. Dort sah ich einen kleinen Stand mit vielen köstlichen Muffins, Donuts und Kuchen. Der Typ der dahinter stand war ein Inder und sah sowieso schon irgendwie unfreundlich aus und war mir nicht geheuer.
Ich musterte die Muffins. Dort war ein Zitronenmuffin mit Vanilleüberzug und weißen Marzipanblumen. Daneben ein Schokomuffin mit Zuckerguss und roten Marzipanrosen und Kirschen und nochmal ein Schokomuffin mit Kirschglasur und Herzchen. Ich wollte den Zitronenmuffin mitnehmen und sagte das dem Inder hinter der Glastheke. Er nahm schon eine Tüte in die Hand, aber in dem Moment, wo ich in meinen Geldbeutel sah, murmelte er irgendwas, ich sah auf und der Muffin war weg. Ich sah ihn verärgert an, als er sagte: "Nix da." (ich hörte seinen indischen Akzent TOTAL heraus im Traum) "Vielleicht musst du anderen Muffin probieren." Ich schnaubte und deutet auf den Schokomuffin mit den Kirschen. Er schüttelte den Kopf und sagte wieder: "Nix da."
In dem Moment hörte ich bei den Rolltreppen die Wächter laufen. Ich sagte nur verärgert: "Lass stecken!", packte meinen Geldbeutel und lief weiter um die Ecke. Da sah ich allerdings drei weitere Wächter von unten (wo die Bahngleisen gewesen wären) nach oben stürmen. Ich hielt inne, wusste nicht wohin. Hinter mir hörte ich auf einmal lautes Scheppern und Tumult. INstintiv drehte ich um. Dort fand ich ein Chaos wider. Der Inder lag blutig in einer Ecke in seinem kleinen Stand. Die Glastheke war zerbrochen.... Tausende Scherben auf dem Boden verteilt und mit ihnen die ganzen leckeren Muffins, Donuts und Kuchen. Unter anderem MEIN Zitronenmuffin. Ich sah, wie zwei Mitgefangene gerade von Wächtern festgehalten worden. Die Blonde mit den Locken schrie mir zu "Nimm dir deinen Muffin und lauf!!! Hau. Ab!!!" Ich zögerte kurz, wusste nicht was ich machen soll. Schileßlich stürzte ich mich auf den Muffin, und wollte gerade aufstehen um wieder ab zu hauen.
Doch in dem Moment stürzten sich drei Wächter auf mich...
-Cut-
Ich weiß noch, wie ich dann die Rolltreppen demütig in Handschellen gesteckt nach oben geschleppt wurde (mit meinen Mitgefangenen) Und ich hörte die Stimme meiner Mutter im Kopf "Du hättest nur 3 Monate aushalten müssen. Nur drei Monate. Gott sei dir gnädig, dass dir nicht die Todesstrafe erteilt wird."
.....
Was hat das zu bedeuten?