Eiscreme aus Papier;Flucht vor Mörder;Zug

[Umbro]

Liebe Forumsmitglieder,
letzte Nacht träumte ich folgenden Traum:

Am Schulhof standen eine Klassenkameradin (D.) und ich (es war später Nachmittag, nächtlicher Winterhimmel) und redeten über die schulische Ausbildung (die wir zZ tatsächlich machen). Ich sagte zu D., dass ich mich etwas unwohl fühlen würde wegen dem bevorstehenden (tatsächlich!) Vortrag im Religionsunterricht. Darauf sagte D. zu mir, dass eine Klassenkameradin (R.), die ebenfalls in meiner 5köpfigen Gruppe und an diesem Vortrag beteiligt ist, sich ebenfalls unwohl fühlt deswegen. Sie hat R. gerufen und R. stellte sich rechts von mir, lehnte ihren Kopf auf meine Schulter und wir aßen beide Eiscreme, die irgendwie zur Hälfte aus Papier war. Aber es schmeckte lecker...sehr süß.
Plötzlicher Szenenwechsel; ging im Schulgebäude eine breite Treppe erst rauf dann runter und aß dabei Blätter von Bäumen die einen süßen aber auch gleichzeitig einen bitteren Geschmack hatten. Ich spuckte sie aus, mit dem Gedanken, dass sie ja nicht gewaschen und somit dreckig sind...nicht empfehlenswert zu essen.
Während ich diesen Gedanken hatte und die Treppe runterging, änderte sich der Traum. Plötzlich lief eine Asiatin mit weißer Kleidung und einer Handschelle am rechten Handgelenk, eine dunkle Treppe runter (sah so aus wie ein verlassener Ort an der U-Bahn). Sie war auf der Flucht vor einem Mörder der sehr entstellt aussah. Er holte sie ein, grief nach ihr, doch sie schubste ihn weg. Es gelang ihr eine andere Treppe hinauf zu laufen, an einem Bahngleis wo mehrere Menschen den Zug nehmen wollten um zur Arbeit zu fahren. Sie stieg mit denen ein in den Zug und setzte sich an einem sehr futuristisch aussehenden Sitzplatz. Total müde und erschöpft, hat sie ihren Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, aber ihre rechte Hand (mit der Handschelle dran) unter einer Jacke oder sowas, beschämt, versteckt, damit kein anderer Passagier es sieht. Der Zug fur los...ich konnte noch japanische Schriftzeichen im Zug, hier und da erkennen, bevor ich aufwachte.

Zu meiner Person: männlich, 29 J., mache zZ eine schulische Ausbildung in Sozialpädagogik, single.

Lg,
Umbro

[Crank]

Hallo Umbro,

Nahrung steht oft für Seelennahrung. In den ersten beiden Träumen geht es darum wie es da gerade bei Dir bestellt ist.

Das mit dem Vortrag scheint mir doch sehr Realbezug, möchte ich nicht abstrakt deuten. Die R. - magst Du sie denn? Im Traum sieht es doch nach dem Wunsch nach Zuneigung aus und Annäherung. Ist es nur das Papier, die Vortragsvorbereitung, die Motiv ist? Oder wünscht Du Dir mehr? Ein Eis essen gehen nun ein Anbahnungsklassiker - im Sommer aber eher. Auch das Eis ist irgendwie nicht richtig, zur Hälfte aus Papier, das ist nun falsch. Es sollte entweder Papier (die Arbeit) oder Eis (das "Vergnügen") sein, vielleicht? Aber, naschen würdest Du schon gern. An ihr, mit ihr? Oder allgemein der Wunsch nach Gefühlen und Nähe?

Blätter von den Bäumen essen, sooo hungrig bist Du? Was für eine Not, siehe meine beiden ersten Sätze. Ist es so mit der Liebe, dass sie gleichzeitig süß und bitter schmeckt? Nicht gewaschen und ein bisschen schmutzig - ja, das kommt vor, wenn einen (oder besser zwei) die Lust überkommt. Angst vor "unreinen" Gendanken?

Japan also diesmal. Nachdem wir uns an Belgien quasi kollektiv die Zähne ausgebissen hatten, kann ich hier sofort auf meine Intuition und Inspirationen zurückgreifen.

Erste Impression war, dass Du Dich nach einem zarten, schutzbedürftigen Wesen sehnst. Zum Retten quasi. Aber der Traum lief denn doch anders.

Es geht in den Untergrund, Dein Unterbewusstsein. Der "japanische Traum", es erinnerte mich an Vincent van Gogh, eine Phase aus seinem Leben, woe er hoffte, "Japan" in seiner Heimat atmospärisch zu schaffen. Eine andere Welt, eine Flucht in Träume. Die Person scheint gefangen, auf der Flucht. Es könnten Deine Gefühle sein, vielleicht kannst Du Dich anderen Menschen momentan nicht nähern, gechweige denn öffnen. Du hast die Fesseln (der Vergangenheit?) noch nicht ganz abgestreift. Und das soll keiner sehen. Der Zug ist aber ein gutes Symbol, oft bedeutet er "sich auf den Weg zu machen".

Noch inspirieren tat mich der Gedanke an ein Gemälde von Kitaj, es heißt "The Orientalist". Es zeigt einen Menschen, der sich in seiner "Nicht-Heimat" nach einem Stile einrichtet und der danach lebt, obwohl auch dieser Stil "Nicht-Heimat" ist.

https://www.tate.org.uk/art/artworks/kitaj-the-orientalist-t02141

Klingt konfus. Bildhaft aber vielleicht jemand, der vom Herzen her Bibliothekar ist, sich wie ein Banker kleidet und als Schreiner arbeitet. Worauf ich hinaus möchte: Ist Dir Dein Leben ein wenig fremd? Ist es das Richtige, was Du tust? Oder plagen Dich Zweifel und wärest Du gern woanders, sei es nun in Belgien oder Japan?

Dass Dein Leben eine Baustelle ist, hatten wir schon im vorherigen Thread und auch eine Baustelle ist etas Gutes. Vielleicht ist es auch nur das. Dann sind ein gewisses Maß an Zweifeln und Nicht-Zuhause-Sein normal. Und man sollte sich nicht zuviel sorgen, sondern es gut bestehen und hinter sich bringen.

LG,
Frank

P.S.: VIele Bilder von Kitaj taugen nicht im Internet wegen des Formates. Sie sind so dimensioniert wie der Betrachter und man muss davorstehen. Ich kannte Kitaj vorher nicht und mich hatte die Ausstellung doch sehr beeindruckt, empfehlenswert.

[Umbro]

Hallo Frank,
Danke für deine Antwort.
Zu dem Teil mit der Eiscreme und R.: So an sich hab ich mit R. kein Problem/Streit in der Klasse...dennoch verhält sie sich mir ggüber mal nett und mal eingebildet. Ich kann sie nicht einschätzen (bin da nicht der Einzige in der Klasse). Interesse an ihr hab ich aber nicht, zumal sie in einer Beziehung ist.

Zu den 'Blättern von Bäumen': Sorry, blöd formuliert, da ich in Eile alles getippt hatte. Ich aß Laubblätter die ich in der Hand hielt...nicht von den Bäumen! ))
Glaube aber auch nicht, dass sie was mit dem Thema Liebe zu tun haben, oder?

Zu Japan: Hat mich auch gewundert warum diesmal Japan...von Belgien hatte ich sogar ein zweites Mal geträumt 1-2 Wochen nach dem ersten Belgien-Traum. Auch wieder mit Grenzüberschreitung...diesmal zu Fuß auf einer Autobahn unterwegs, wo ein Teil fehlte, sich mir aber rausstellte, dass es lediglich unsichtbar ist und man doch drüber laufen kann. Also bin ich dann die Autobahn Richtung Belgien gelaufen und doch nicht von der Autobahn runter, wie ich es am Anfang des Traumes vor hatte.
Tatsächlich versuche ich aus meinem Leben, wie es verläuft, das Beste zu machen...auch wenn es zZ nicht so ist, wie ich es mir wünschen würde. Öffnen kann ich mich meinen Mitmenschen besser als noch vor einigen Wochen, da ich die Depressionen die ich hatte, mittlerweile besser unter Kontrolle halten kann. Aber es ist tatsächlich so dass ich immernoch Gefühle/Gedanken aus der Vergangenheit mit mir rumschleppe. Da passt deine Deutung sehr gut, mit Japan & den Handschellen.

Wünsche dir ein schönes Wochenende!
LG
Umbro

[Crank]

Hallo Umbro,

wenn Du nix von R. willst, so ist sie doch kein Problem. Wohl eher ein allgemeiner Wunsch nach Zärtlichkeit und Nähe dann.

Ob nun Blätter fressen wirklich Liebeshunger ist - mir fiel offen gestanden nichts anderes ein!

Dass Du momentan Defizite hast, scheint aber klar.

Unsichtbare Autobahn, was für ein schönes Bild! Oft ist es ja so im Leben, dass man den Weg nicht seiht und das Ziel auch noch nicht. Aber wer sich wohin bewegt, sollte auch irgendwo ankommen.

LG,
Frank