Mit der unbekannten Blonden auf der Bank am falschen Ort

[Driver33]

Ich hatte letzte Nacht einen Traum, der micht nicht wirklich los lässt. Ich kann mich selten an meine Träume erinnern, bzw. würde behaupten selten zu Träumen. Wenn ich träume, bzw. mich daran erinnern kann, dann sind es auch meist keine absurden oder abstrakten Sachen. Der Traum letzte Nacht lässt mich nicht los. Und es treibt mich fast zur Verzweiflung.
Ich bin in einer längeren Beziehung und diese Beziehung ist quasi fast perfekt, fast schon zu gut um wahr zu sein, weshalb ich meiner Freundin gegenüber wegen dem Traum schon fast ein schlechtes Gewissen habe. Ich weiss auch nicht, ob der Traum sexuell zu deuten ist - es kam jedenfalls zu keinen wirklich sexuellen Handlungen im engeren Sinn.
Ich kann leider nicht wirlich sagen, ob das der volle Traum war oder nur ein Fragment daraus. Ich hatte das Gefühl, dass es noch einen Anfang oder eine Einleitung gab, an welche ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Nun aber zum Traum:

Ich gehe in Freizeitkleidung (Jeans, Shirt und Lederjacke) in eine Art Bar oder Lokal, jedenfalls weiss ich nicht wie es vor der Tür war oder aussah, aber ich gehe rein und einen wirklich langen Gang hinunter und an den Wänden befinden sich diese Bänke mit Lederpolstern und kleinen Tischen mit schmalen Stühlen und karamellbraunem Leder, wie man sie öfter in Eisdielen hat. Überall sitzen Männer und Frauen und unterhalten sich mehr oder weniger angeregt und sehen sich teils sehsüchtig oder lüstern an.
Während ich den Gang entlang gehe, merke ich dass ich irgendwie bin auf der Suche nach jemandem bin, weiss aber nicht wer es ist den ich suche. ... im gleichen Moment weiss ich irgendwie, dass es sich bei diesem Lokal um eine Art Kontaktlokal handelt und fühle mich irgendwie unwohl, weil ich weiß dass ich hier nicht her gehöre und denke mir, dass meine Freundin bestimmt sauer wäre, wenn sie wüsste, dass ich dort bin und mich entrüstet fragen würde, was ich dort tue, wenn Sie mich sehen würde.
Am Ende des langen Ganges sind immere noch Bänke und Tische mit Stühlen an der Wand und es sitzen immer noch Männer und Frauen da und unterhalten sich, manche sehen mich an während ich vorbei gehe und sehen wieder ihre Gesprächspartner an. Unten am Ende des Ganges gehe ich nach links um die Wand herum und nach weiteren ca. 5m Gang mit Bänken kommt eine Nische, der Gang geht nicht weiter, ich drehe mich um und laufe zurück und sehe eine weitere sehr sehr schmale Nische, die ich wohl vorher übersehen hatte und ich will zurück in Richtung Eingang gehen.
Als ich dann direkt neben der Ecke bin und in Richtung Front des Lokals laufe, hält mich auf einmal sanft aber bestimmt eine Hand am Handgelenk fest und zieht mich zurück. Ich sehe nach unten und sehe eine junge Frau um die 25 - 27 (die es nicht wirklich gibt) die ich über einen Bekannten und Ex-Arbeitskollegen kennengelernt habe. Sie sieht mich relativ neutral bis traurig mit großen Augen an. Sie ist relativ groß, schlank und hat ein sehr hübsches Gesicht, hat lange hellblonde Locken und ein schwarzes stilvoll-verspieltes Baumwollkleid mit etwas Spitze daran an. Sie scheint auch auf jemanden zu warten, der aber nicht erschienen ist. Wir kennen uns (in Wirklichkeit nicht) von dem gemeinsamen Bekannten.
Sie zieht mich zu sich runter, ich soll mich neben Sie setzen und sie sagt mir, dass sie froh ist mich zu sehen. Wir unterhalten uns relativ neutral, was eine ganze Weile geht. Auf einmal, eine Stunde später, sitzen wir da, gucken beide relativ traurig und sie lehnt sich an mich, lehnt sich mit ihrem Schulterblatt leicht gegen meine linke Schulter und Brust und schmiegt ihren Kopf an meine Wange. Ich habe das gute und offene Gespräch genossen und geniesse ihre Nähe ebenfalls, dass sie sich an mich geschmiegt hat. Ich erkläre ihr irgendwie traurig, dass das mit uns nichts werden kann, dass wir nicht Schmusen und Kuscheln dürfen und wenn wir uns wiedersehen, wir nicht mehr tun dürfen, als uns normal zu unterhalten, obwohl ja eigentlich kaum etwas zwischen uns geschehen ist, jedenfalls nicht mehr als die Unterhaltung und das Anlehnen. Sie versteht es und meint aber, dass sie einfach gerne noch eine Weile so aneinandergeschmiegt mit mir da sitzen mag und sich irgendwie wünscht, dass der Moment ewig dauern würde. ... und auf einemal reisst die Erinnerung, bzw der Traum ab, ich war dann glaube ich kurz aufgewacht und habe mich recht bedrückt und traurig gefühlt, aber auch gut, weil meine Freundin neben mir lag und ich war froh, nicht mit der (Un-)Bekannten im Traum geschmust zu haben. Seither habe ich den ganzen Tag über schon ein schlechtes Gefühl, aber diese blonde (Un-)Bekannte, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

[Driver33]

Hallo Almuth,

vielen Dank für diese Deutung, das klingt sehr sehr schlüssig.

Ich habe mich jedoch gefragt, ob mit der Blonden im schwarzen romantischen Kleid und dem moralischen Verbot keine Nähe zuzulassen am Ende nicht doch ein Wunsch nach Veränderung oder neuem Schwung steht, den ich mir evtl. selbst nicht eingestehen will oder mir nicht erlauben möchte. Dabei bin ich mit meiner Langzeitbeziehung aber größtenteils zufrieden, zu circa. 90%. Man wird immert was am Partner oder der Beziehung auszusetzen haben - die Bilderbuchbeziehung kann es nicht geben.

Ich frage mich eben, wieso ich sie in diesem Traum abgelehnt habe und mir diese geträumte Person dennoch den ganzen Tag nicht aus dem Kopf ging. Ihren Wunsch, noch stundenlang so aneinandergelehnt dort zu sitzen - man war sich irgendwie so vertraut, fast seelenverwandt - diesem Wunsch hätte ich im Traum und im Wachzustand auch gerne noch entsprochen. Ich hätte nichts weiter mit ihr machen wollen, einfach nur so da sitzen und sehnsüchtig in völliger Übereinstimmung ins Leere blicken.

Das gibt mir schon etwas zu denken.