Hallo Kuenleg,
vielen Dank für das ausführliche feedback und Deine Erläuterungen zum Traum.
ein paar Denkanregung (für Dich), hätte ich dazu noch:
zu Deiner Aussage am Ende:
Trivial hatte ich diese Träume im ersten Post deswegen genannt, weil sie mir nichts Neues zu sagen scheinen (also die Behauptung, dass uns Träume Botschaften aus dem Unbewussten vermitteln, die wir sonst nicht wissen könnten, trifft m. E. nur auf Leute zu, die zu ihrem „Unbewussten“ gar keinen Kontakt haben - während ich die von dir gedeuteten Botschaft eben in der genannten Form genau so auch im Tagesbewusstsein klar sehen kann
Da stimme ich Dir zu. Je mehr wir von uns selbst wissen u. je reflektierter wir sind, umso genauer kennen wir auch unser Unbewusstes u. können seine Botschaften nachvollziehen. Es ist ein wenig wie beim Karten legen: die Karten können Dir letztlich nie mehr sagen, als das, was Du ohnehin schon über Dich und Dein Leben weißt.
Häufig haben wir aber auch Scheuklappen auf oder sehen Dinge nur aus einer bestimmten Perspektive - oder eben der berühmte 'blinde Fleck', was uns selbst betrifft. Insofern kann - gelegentlich - ein Fremder (aus seiner Perspektive, die sicherlich auch nicht völlig objektiv ist

) manchmal Details wahrnehmen, oder Fragen aufwerfen, die es einem ermöglichen können, nochmal neu darauf zu schauen.
Ich frage mich gerade - nachdem ich Deine Antwort nun mehrfach gelesen habe - worum es eigentlich geht? Ich teile viele Deiner Aussagen, dennoch scheint mir da irgendwo der 'wunde Punkt' zu liegen, den ich grade eher erahne, als dass ich ihn richtig in Worte fassen könnte.
Ausgangspunkt ist ja, dass Du das Gefühl hast, - oder vielleicht die Angst - nie irgendwo richtig anzukommen.
Insbesondere scheint es hier ja um den spirituellen Bereich zu gehen.
Nun greif ich mal drei Aussagen von Dir heraus, an denen ich diesen 'wunden Punkt' zu spüren meine:
der Wunsch nach „Ruhm“, der aber meiner Überzeugung nach immer irgendwie falsch bleiben wird)
ist mein Wissen nicht eigentlich nur geliehenes Wissen, nicht tiefgründig genug
die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft, in der nette Menschen um einen her sind, die nicht irgednwann in die Abgründe (ihrer eigenen Seele) verfallen
Fass ich diese Aussagen zusammen, dann klingt da - für mich - durch, dass Du (verzeih mir die etwas platte Formulierung) nach der absoluten Perfektion strebst. Nach einer Art außerirdischen Perfektion.
Weißt du, was ich meine?
Ich suche gerade nach Worten, wie ich das formulieren kann, was ich meine. Vielleicht so: Ja, der Mensch (an sich) ist nicht perfekt. Wir streben häufig ein Ideal an, aber scheitern dann an der Wirklichkeit, den Umständen, an anderen Menschen, an Ereignissen, an unseren eigenen - vermeintlichen - Unvollständigkeiten.
Entsprechend zweifeln wir an uns selbst, an unseren heeren Zielen oder unseren Absichten oder unserem Handeln - oder dem der Anderen. Andererseits: wären wir perfekt, würde es sich dann noch lohnen überhaupt zu suchen, zu leben, Dinge auszuprobieren, zu erforschen usw.
Jede spirituelle Suche birgt wohl im Grunde eine Sehnsucht nach einer besseren Welt, einem vollständigeren Dasein - allein unsere Wahrnehmung, dass wir und die Welt und alle anderen nicht perfekt sind, treibt uns m.E. ja erst an, danach zu streben. Also das Eine bedingt das Andere.
Gleichzeitig kann aber das Streben nach der Perfektion dazu führen, dass man nur noch das wahrnimmt, was unschön, unfertig, unbefriedigend ist. Die Konzentration oder der Blickwinkel verschiebt sich dann irgendwie auf das 'Negative'.
Vielleicht ist es aber ganz anders: vielleicht sind wir - gerade in unserer Unperfektheit schon vollständig. Vielleicht geht es darum, gerade auch im spirituellen Bereich, dass wir die Dinge so annehmen wie sie sind. Sie schön finden und gut und richtig, gerade weil sie nicht vollständig und perfekt sind?
Ich bin Anfang des Jahres über einen Spruch gestolpert, der mich sehr bewegt hat, der mir dann in kurzer Folge noch zweimal über den Weg gelaufen ist (an unterschiedlichen Stellen), der wohl ursprünglich von Rumi ist, aber wohl von Leonard Cohen als Songtextzeile übernommen wurde, der sehr gut dazu passt:
ring the bells that still can ring
forget the perfect offering
there is a crack in everything
that's how the light get's in
Vielleicht schaffst Du Deinen gewünschten Aufstieg in die spirituellen Bereiche (und Dein Ankommen) ja deshalb nicht, weil Du eine viel zu große Erwartung, viel zu große Ansprüche daran (und an Dich und die Menschen) stellst?
Vielleicht geht es genau darum, diese Unperfektheiten, diese Abgründe, die wir alle haben, wahrzunehmen u. stehen zu lassen. Sie sind da, ja, aber vielleicht fallen wir alle immer mal wieder ein Stück hinein, doch genau das sind dann auch die Momente, in denen wir am meisten lernen können. Die Momente, in denen wir unsere Unperfektheiten wahrnehmen, in denen erkennen wir auch das Licht (die Erleuchtung, wenn Du es so nennen willst) - daran wachsen wir, auch spirituell.
Spirituelles Wachstum kannst Du letztlich überall finden, gerade auch im Banalen, Einfachen - und ja, auch im Zweifel. Es geht vielleicht darum, Dich überhaupt mal darauf einzulassen - es auszuprobieren. Zu schauen, was dann passiert.
Ruhm muss nicht immer negativ sein, kann - muss aber nicht. Ist immer eine Frage, wie man es lebt, wie man es gestaltet u. nutzt u. was man daraus macht
Wissen ist immer nur 'geliehen' auf gewisse Weise - es fließt durch mich hindurch - ich lasse andere Menschen teilhaben, es gehört mir nicht (es sei denn ich 'bunkere' es in mir, aber was hab ich dann davon?)
Und: das tiefgründigste Wissen kann ich - meiner Erfahrung nach - nicht aus Büchern beziehen, sondern kommt von den Menschen (inklusive deren Abgründen)
soweit erstmal, sorry für die Länge.
Vielleicht kannst Du ja was damit anfangen.
Möge es Dich zum weiter-denken anregen.
viele Grüße
Pica