In dieser Nacht bin ich als Körperlose – Trotzdem Sichtbare - auf Erkundungstour auf anderen Seins-Ebenen gewesen. Es war herrlich durch verschiedene Straßen zu schweben, dabei habe ich Vokale gesungen. Ein paar andere Menschen/Wesen hörten meinen Gesang und meinten, dass er schön sei und sie beruhigen würde.
Ich traf auf zwei rüstige, lustige und agile ältere Frauen. Sie luden mich ein, mit ihrem speziellen Flugkörper an die See zu fahren, auf eine Insel. Ich willigte ein. Das Fluggerät war relativ klein, es gab auch keine Innenkabine sondern nur Haltegriffe außen am Flugzeug. So hielt ich mich fest und der Flug ging los. Wir flogen nicht sehr hoch und die Damen hatten ihren Spaß dabei, lustige und auch gewagte Flugmanöver zu fliegen, zum Beispiel flogen wir knapp unter einer Brücke her. Ich hatte merkwürdigerweise keine Angst, vertraute den Damen vollkommen, was sehr ungewöhnlich ist für mich. Dann kamen wir an dem Hafen an. Die See war recht aufgewühlt…ich sagte zu den Damen: „Zum Glück müssen wir nicht mit der Fähre zu der Insel, ich werde nämlich schnell seekrank! Die Damen lachten.
Dann wollten beide kurz vor der Landung noch einmal richtig hoch fliegen und wir hoben kurz senkrecht ab…dann versagten aber die Antriebsdüsen und wir mussten schnell landen. Auch hier war ich nicht besorgt. Eine der Damen kontrollierte am Boden die Düsen und meinte: Die müssen wir austauschen, sie sind zu schwach für weitere Flüge. Ich schaute mich um und sah, dass wir auf einer Art riesigen, eiförmigen Loggia gelandet sind. Und ich erschrak sehr, als ich bemerkte, dass diese Loggia ein Teil einer riesigen Palliativstation war. Und ich wusste, dass dies eine Zukunftserfahrung war. Auf dieser Station lagen sehr viele abgemagerte, elend gequälte Menschen. Die meisten konnten nur im Bett liegen aber einige wollten die letzten Reserven aus sich herausholen, um sich noch einmal bewegen zu können. Einige von Ihnen konnten nur kriechen. Zu meinem Entsetzen lag überall Kot und Erbrochenes und volle Windeln auf dem Boden. Einige Patienten rissen sich die Windeln von ihrem Unterleib und warfen sie einfach neben ihr Bett. Ich fragte einen Patienten, an welcher Krankheit diese Menschen leiden. Er sagte mir mit sehr schwacher Stimme: Dies ist eine Aids- Station. Der Virus ist mutiert, oder einem Genlabor entsprungen….wir wissen es nicht. Auf jeden Fall ist der Virus sehr viel aggressiver geworden und man kann sich auch leichter anstecken. Es hat sich leider schnell zu einer Seuche entwickelt!“
Ich wollte die Hand des Mannes nehmen, aber es klebte Kot daran, also nahm ich mir Gummihandschuhe aus einem Spender und zog sie über. Aber der Mann wurde ungehalten:“ Ich will nicht mit Gummihandschuhen angefasst werden, ich will wirklich berührt werden!“ Ich sagte ihm, dass ich keine Angst hätte vor einer Ansteckung aber dass ich eine Phobie vor Exkrementen und Erbrochenem hätte!“ Da wurde er milder. Ich fragte ihn, warum es hier keine Pfleger oder Schwestern gäbe. Er antwortete mit einem zynischen Grinsen: „Hier will ja keiner mehr arbeiten!“ Dann sagte er zu mir: Komm, ich stelle Dich den anderen vor!“ Er konnte noch so gerade eben laufen und ging mit mir von Bett zu Bett. Er stellte mir kurz ein Mädchen vor, es war gerade mal 10-13 Jahre alt. An ihrem Bett saßen Ihre Mutter und ihre Tante. Beide von Kopf bis Fuß geschützt. Sie vermieden es trotzdem, sie zu berühren. Das machte mich so traurig, dass ich sanft über die Beine des Mädchens streichelte. Sie erschrak aber sofort war ein Strahlen in ihrem Gesicht und sie sagte: „Sie hat mich berührt!“ Dann setzte ich mich zu ihr und sang – einem inneren Drang folgend - ein Lied für sie, es kam ganz tief aus meinem Herzen. Das Mädchen, die Mutter und die Tante weinten vor Rührung. Dann verabschiedete ich mich und ging mit dem Mann zu dem nächsten Patienten. Es war ein Mann und er hatte die traurigsten Augen, die ich je gesehen habe. Er war nur noch Haut und Knochen. Auch für ihn sang ich ein Lied, auf ihn zugeschnitten. Diesmal auf Englisch, weil er ein Brite war. Er weinte ebenso und bedankte sich. Ich war so traurig, dass ich nicht mehr für diese Menschen tun konnte. Dann führte mich der Mann weiter und wir sahen, dass zwei Patienten sich mit letzter Kraft verprügeln wollten. Aber es war mehr ruppiger Spaß. Ich fragte: Warum tun sie sich das gegenseitig an? Der Mann blickte mich ernst an und sagte: „So fühlen sie sich lebendiger und nicht mehr so ausgeliefert und machtlos!“ Dann kamen wir zu einem Afroamerikaner. Er hatte nur noch wenige Zähne im Mund, außerdem fehlten ihm ein Arm und ein Bein. Mein Herz blutete vor Mitleid. Dann sah ich vor meinem inneren Auge, dass er zuvor versuchte, sich das Leben zu nehmen und dabei Bein und Arm verlor. Ich sprach ihn vorsichtig darauf an und tröstete ihn so gut, wie ich konnte. Er weinte und sagte: „Es tut weh, die Tränen tun weh aber es tut auch so gut!“ Dann bemerkte ich, dass ich einen Handschuh verloren hatte. Ich zog dann auch den anderen aus und sagte zu dem ersten Mann: „Sieh mal, ich überwinde meine Angst!“ Und dann streichelte ich das Gesicht des Mannes ohne Bein und Arm und dann die Hand des Mannes, der mich herumführte. Er sagte daraufhin: „Jetzt sind wir nicht mehr die Unberührbaren!“
Nun kamen die beiden Damen hinzu und grinsten mich frech über beiden Ohren an. Und mir wurde klar, dass sie absichtlich hier gelandet sind, damit ich diese Patienten sehe…aus irgendeinem Grund sollte es wohl ein Test sein…wofür? Keine Ahnung!
Zum Schluss wollte ich dem Afroamerikaner auch noch sein Lied singen, ich kam aber nicht weit, weil ich langsam wach wurde…beim Zurückkommen weinte ich, weil ich ihm sein Lied nicht bis zum Schluss singen konnte.
( Der Traum ist in so weit merkwürdig, weil ich gerade dabei bin, mein Helfer-Syndrom zu hinterfragen und zu reduzieren. Ich möchte endlich ein wenig egoistischer werden und mich mehr um mich selbst kümmern. Und dann kommt so ein Traum!
