Radieschenbaum, Blutwurstkuchen und ein inniger Kuss

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Moderator: Mirakulix

Radieschenbaum, Blutwurstkuchen und ein inniger Kuss

Beitragvon Lexa346 » 24.09.2016, 16:30

Hallo Leute,
ich hatte im Urlaub einen ganz sonderbaren Traum:

Ich befand mich auf einer großen Wiese unter einem Baum. Auf dem Baum wuchsen Radieschen. Ich war sehr verwundert darüber und vergewisserte mich noch einmal, ob es nicht doch Äpfel seien. Es waren aber wirklich Radieschen in der Größe von kleinen Äpfeln.

Ich ging dann in die Mitte der Wiese. Dort versammelten sich einige Leute. Unter ihnen war mein Mann und ein befreundetes Ehepaar. Alle scharrten sich um ein Kuchenblech, auf dem sich mit Blutwurst belegte Kuchenstücke befanden. Die Kuchenstücke wurden symbolisch für Aktien verkauft. Als mein Mann und ich an die Reihe kamen, gab es nur mehr 2 Kuchenstücke. Das drittletzte hatte sich unsere Freundin genommen und sofort reingebissen.
Mein Mann zögerte, sich ein Stück zu nehmen. Ich fragte ihn, ob er denn keine Aktien haben will und er antwortete, dass er schon gerne die letzten 2 haben möchte, aber wir bekommen die nächsten Tage keinen Besuch und er mag keine Blutwurst. Er wollte nicht, dass die beiden Stücke schlecht werden.

Dann war ich plötzlich ganz alleine auf der Wiese. Mir war langweilig und ich überlegte, ob ich meine Freundinnen anrufen sollte, um mich mit ihnen zum Walken zu verabreden. Ich bemerkte, dass ich kein Handy mithabe und so machte ich mich auf den Weg zu meinem Haus, welches auf der anderen Seite der Wiese stand.
Das Haus selber sah ich nicht, aber es war scheinbar sehr groß und wurde gerade renoviert. Das Stiegenhaus befand sich außerhalb des Hauses und war eingerüstet. Gleich daneben befand sich noch ein Stiegenhaus. Auf dem arbeitete gerade ein Nachbar. Sein Vater rief nach ihm und der Nachbar sagte, dass er gleich kommt und ihn ins Bett bringt. Ich begann, Kartonstücke auf der Stiege einzusammeln und sagte zum Nachbarn: „Es gibt immer was zu tun.“ Der meinte, dass ich mich nicht beschweren soll, sondern froh sein soll, dass ich arbeiten kann. Sein Vater und mein Vater seien schließlich schon 85 und 90 Jahre und arbeiten auch noch täglich. Dann war er verschwunden.

Als ich beim Stiegenhaus schon relativ weit oben war, hörte ich zwei Männer diskutieren. Der eine stellte den jüngeren zur Rede, weil dieser auf meiner Stiege Holzstücke aufgesammelt hatte. Der jüngere behauptete, dafür die Erlaubnis zu haben. Ich rief ihnen zu, dass das nicht möglich ist, weil das Haus mir gehört und ich keine Erlaubnis erteilt habe. Daraufhin rutschte der junge Mann blitzschnell die Gerüststangen hinunter und lief davon.

Der zweite Mann blieb stehen und wartete auf mich. Ich bemerkte jetzt erst, dass er ein früherer Freund von mir war, in den ich mal sehr verliebt war. Im Traum hatte er eigentlich bei mir eine Wohnung, konnte dort aber zurzeit nicht wohnen, da das Haus ja renoviert wurde.
Ich fragte ihn, wo er untergekommen sei und er nannte einen Ort, den ich von früher kenne. Er nannte auch einen Männernamen. Ich fragte ihn, wer das denn sei und er antwortete: „Mein Gönner“. Plötzlich war meine beste Freundin aus der Kindheit bei uns und wir umarmten uns zu dritt ganz fest. Irgendwie schien es dann, als würde ihr Arm durch den Freund hindurchgleiten und sie drückte nur noch mich ganz fest. Sie war so plötzlich wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Der Freund nahm mich dann in die Arme und küsste mich ganz innig. Ich begann, mit meinem Becken zu kreisen, um näher bei ihm zu sein.

Das machte ich auch in Wirklichkeit und davon wurde ich wach. Nach dem Wachwerden glaubte ich immer noch, seine Zunge in meinem Mund zu spüren, so intensiv hatte ich das geträumt.

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen, da mir dieser Traum so deutlich in Erinnerung geblieben war und ich mir auf das meiste davon keinen Reim machen kann.
Lexa346
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Re: Radieschenbaum, Blutwurstkuchen und ein inniger Kuss

Beitragvon plush » 24.09.2016, 20:02

Hallo Lexa!

Versuche mal, Deinen Traum gemäß des Musters in dem Bespieltraum vorzubereiten, den Du Dir über den Link unten anschauen kannst. Wenn Du Fragen zu der Vorgehensweise haben solltes, sag mir gerne Bescheid.

Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit!
https://www.academia.edu/42269167/MINDERHEITEN
https://www.academia.edu/20429164/Psychoanalyse_des_Werkes_Jokastes_Kinder
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Re: Radieschenbaum, Blutwurstkuchen und ein inniger Kuss

Beitragvon Lexa346 » 27.09.2016, 00:03

Hallo Almuth,

ich danke dir für deine Deutung.
Als ich sie am Nachmittag das erste Mal gelesen habe, konnte ich nicht wirklich viel damit anfangen.
Jetzt beim zweiten Mal ist mir vieles durchaus klarer.

Beim Geld kann ich mir denken, warum meinem Mann nicht wohl dabei ist, es zu nehmen.

Und stimmt, ich habe keine Ahnung, was innerseelische Verbindungen sind.

Das Haus habe ich gar nicht gesehen. Ich wusste nur, dass es da ist und renoviert werden sollte. Ich dachte, dass das Haus groß ist, weil die Stiege sehr weit nach oben führte. Im Traum wirklich gesehen habe ich nur mein Stiegenhaus und das des Nachbarn inklusive Baugerüst. Er hat daran gearbeitet und ich habe "nur" die Kartonstücke eingesammelt. Ich habe auch bei der Wiese nicht die ganze gesehen, sondern nur einen Teil. Alles rundherum war dunkel.

Ja, zur Zeit des früheren Freundes haben die Gefühle regiert. Eigentlich hatte ich gemeint, dass meine Ehe passt, aber nach 20 Jahren sind sowohl Gefühle als auch Erotik wohl auf dem Weg geblieben.
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Re: Radieschenbaum, Blutwurstkuchen und ein inniger Kuss

Beitragvon Picadora » 28.09.2016, 12:11

Hallo Lexa,

vielleicht jetzt doch noch mal ein paar weitere Assoziationen zu Deinem Traum :wink:

Auf mich wirkt Dein Traumbild ein wenig so, als ginge es hier ganz allgemein um einen Blick auf Dein Leben, aber auch Deine Lebendigkeit (auch die Deines Mannes) - aber v.a. auch ums Thema Älter werden und der Umgang damit.

Die Anfangssituation könnte man so sehen: in einem entspannten Moment (auf der Wiese) blickst Du auf Dein Leben und Deinen 'Stand' darin, auch der Verlauf (der Baum) und siehst dann etwas verwundert auf die Früchte. Die Früchte kann man als das sehen, was Dich nährt, was Dir schmeckt, was Dir Freude und Genuss bereitet, aber auch, da es ja an Deinem Baum hängt, was Du Dir 'geschaffen' hast, was gewachsen ist an Deinem Baum (in Deinem Leben), wie es sich entwickelt hat sozusagen.

Jetzt siehst Du aber anstatt der erwarteten Äpfel, dass da etwas anderes hängt: Radieschen, diese kleinen roten Knollen, sehen ja ein bisschen wie kleine Äpfel aus, dennoch gehören sie ja eigentlich unter die Erde.

Auf eine Weise könnte man es so verstehen, dass Dir hier etwas von unten (etwas aus dem Wurzelbereich, unter der Erde, das normalerweise nicht direkt sichtbar ist) ins Bewußtsein (nach oben) gerückt ist. Du siehst hier eine Entwicklung, die Dich irritiert:

Anstatt der verlockenden, süßen (manchmal auch verbotenen) Früchte des Lebens (der Apfel) - siehst Du hier plötzlich kleine bittere (scharfe) Früchte vor Dir.

Meines Erachtens gehts hier ums Alter, ums Älter werden. Die Äpfel verkörpern für mich hier u.a. die Lust am Leben, auch der Genuss ganz allgemein, aber auch die Sexualität.
Die Radieschen klingen ein wenig, als wären sie der 'bittere' Nachgeschmack des Süßen, das was sozusagen im Alter bleibt, wenn man nicht mehr so in der Lage ist, das Leben (und die Lüste) im Vollen zu genießen.

Dein Blickwinkel im Traum hat mich an den Spruch: 'die Radieschen von unten anschauen' - denken lassen. Das bedeutet ja, dass etwas (man selbst) tot ist, begraben unter der Erde liegt, denn nur dort sieht man eigentlich die Radieschen von unten.

Vielleicht ist Dir ja tatsächlich in letzter Zeit das allmählich näher kommende Lebensende ins Bewußtsein gerückt - mir scheint aber eher, dass es hier um den gefühlten Verlust an Lebendigkeit, Lust auf Leben (auf Sexualität) geht.

Vielleicht sind es die Wechseljahre?

Diese Szene mit dem Blutwurstkuchen scheint das Thema ebenfalls nochmal aufzugreifen. Der Kuchen scheint ein ähnliches Symbol wie die Äpfel zu sein und verkörpert für mich Lust und Lebendigkeit und Sexualität. Ein Kuchen ist Genuss, Freude, er nährt und er ist ein Gemisch aus vielen (Lebens-)Zutaten. Überdies wird im Ofen gebacken (das innere Feuer der Leidenschaft, die innere Hitze). Noch dazu ist er mit Blutwurst belegt, was Lebendigkeit und Lebenssaft ausdrückt.

Auch hier wirkt das Traumgeschehen so, als hättest Du das Gefühl nicht mehr genügend von diesem Genuss, dieser Lebendigkeit abzubekommen, denn ihr steht an, müßt abwarten, kommt erst ganz am Ende dran, wo nur noch ein kleiner Rest für euch übrig bleibt.

Während Deine Freundin noch gierieg zubeisst, also großes Verlangen und (Lebens-)lust zu haben scheint - wirkt dein Mann eher so, als wolle er gar nichts mehr davon wissen, als hätte er keine Lust mehr (auf das Leben? auf Sex?)
Ist die Frage, ob das jetzt Anteile von Dir sind (dein Ehemann = deine rationale Seite, dein Denken - Deine Freundin = deine emotional leidenschaftl. Seite), oder ob es real so zutrifft?
Du scheinst noch etwas unentschlossen, welche Seite Deine ist, was Dir selbst wichtig ist, welchen Wert der Kuchen (und alles was damit gemeint ist) für Dich eigentlich hat. Du klingst eher so, als wünscht Du Dir doch noch mehr Aktivität, Lebendigkeit, Leben, Genuss etc..

Dafür stehen dann für mich auch diese Aktien: es sind ja eigentlich Wertpapiere. Die Frage hier ist eben: was ist das Leben noch wert - wenn man Älter wird, wenn die Lebendigkeit, die Lust an der Aktion, am Handeln, und an Leidenschaft allmählich nachlässt.

Danach erfolgt dann ja so eine Art Rückblende, wie Almuth das ja auch schon beschrieben hat.

Du betrachtest nochmal Deine Entwicklung, betrachtest wohl Deine 'gesammelten' Erfahrungen (und Werte = die Kartonstücke), hörst, was andere übers Älter werden sagen, siehst, wie Dir das Junge entgleitet, und erinnerst Dich an vergangene Freunde und Freuden (Verliebtheiten, Leidenschaftlichkeit).

Am Ende wird dann auch deutlich, wie sehr Du diese Leidenschaftlichkeit vermisst.

Vielleicht könnte man das Renovieren dese Hauses als eine Art Hinweis sehen: das Älter werden verlangt ja nochmal eine Neuausrichtung der Persönlichkeit. Wie beim Renovieren (ausmisten) gilt es, alles nochmal zu betrachten und die Dinge loszulassen, die man nicht mehr braucht (oder die nicht mehr gültig sind). Da darf dann ruhig auch ein wenig Traurigkeit dabei sein, dass man liebgewonnenes loslassen muss.
Keine leichte Aufgabe.

kannst Du damit was anfangen?
ganz liebe Grüße
Pica
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Re: Radieschenbaum, Blutwurstkuchen und ein inniger Kuss

Beitragvon Lexa346 » 05.10.2016, 17:29

Ich hatte diesen Traum ja im Urlaub. Für mich war da das Leben und meine Ehe noch in Ordnung. Zwar merkte ich, dass wir uns nicht mehr so viel zu sagen haben wie früher und das Begehren aufeinander auch etwas abgekühlt hatte. Aber ich fand das normal nach 20 Jahren.
Jetzt nach dem Urlaub hat allerdings mein Mann (der 10 Jahre jünger ist als ich - vielleicht kommt daher das, dass mir das Junge entgleitet? ) Schluss gemacht mit der Begründung, dass er das bisschen Freizeit, welches er hat, lieber Spaß haben will...
Mich hat es eiskalt erwischt, weil ich nie und nimmer damit gerechnet hatte.
Jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als die "Kartonstücke" einzusammeln und mein Leben zu "renovieren".

Das mit dem Alter passt auch. Ich werde in gut einem Monat 50. Und das mit dem Wechsel stimmt auch. Der hat sich heuer auch eingestellt. Eigentlich war ich froh darüber. Das Älter werden hat durchaus auch positive Seiten.
Lexa346
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