halbe brücke

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Moderator: Mirakulix

halbe brücke

Beitragvon borderlesslie » 29.02.2016, 03:19

viele menschen um mich:
teilnehmer einer fortbildung
zu viele zu eng und zu nah!

in der pause
fliehe ich in diese stadt
spaziere mit freund waldemar
durch erleichternd fremde gassen
die so licht wie leer sind

über eine schmale fußgängerbrücke
geht es zurück
in richtung des seminars

doch was ist das?
die brücke bricht bei der hälfte
mitten über dem fluss ab

(abgebrochen oder zu ende nie gebaut)

am ufer gegenüber
hat ein kleiner chor sich versammelt
hübsch auf den steintreppenstufen aufgereiht
und singt uns adrett entgegen

wir müssen hinüber, die zeit drängt
die pause ist gleich zuende

kurzentschlossen springt waldemar
in die fluten tief unter uns
schwimmt hinüber
zum chor
zum anderen teil der stadt (dem linksufrigen)
zum ort der fortbildung

er ist so mutig
er ist so ein prahlhans
er schwimmt in voller kleidung, schuhen, wintermantel
durch den fluss
alles wird nass
er ist so irre
fehlt es ihm nicht an selbstliebe?

soll ich ihm hinterher?
nein!
ich will nicht hinüber
ich habe angst:
ich will nicht frieren
und krank werden

ich bin vernünftig
nicht mutig, nicht übermütig
ich drehe um
ich höre auf mich
ich drehe um
zurück in diese gassen
und streife wieder
durch winterwarme mittagssonne

nicht zurück zu den andren geh ich
diesseits der brücke bleibe ich
spazierend
für mich
allein
borderlesslie
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Re: halbe brücke

Beitragvon borderlesslie » 02.03.2016, 02:27

hab dank, liebe almuth!

waldemar ist also der teil von mir
der das leben (zwar) anpackt
und dabei (aber) das gefühl hat
das fordere das letzte und äußerste ab.

ich müsste leben und gesundheit riskieren
um das zu tun
was die öffentlichkeit von mir erwartet
wie etwa weitere fortbildungstätigkeit.

der chor nun symbolisiert die öffentlichkeit
die mir zu ehren ein ständchen singt
aber nur, wenn ich alles gebe
nur, wenn ich mich brav nach
fremden regeln und fremden erwartungen
richte.

würde ich nicht ein stilles zurückgezogenes leben bevorzugen?
spazieren gehen in einsamen gassen
dabei meinen gedanken nachhängen?
… danach sehne ich mich!

diese beiden seiten meines lebensflusses
sind schwer zu vereinbaren.

die brücke, die ich bräuchte, um
ein leistungs- und pflichtleben
für die gesellschaft auf der einen
und ein wunsch-, träumer-, denker-
und nomadenleben auf der andren seite
zu verbinden,
die besteht nicht:
noch nicht, zur zeit nicht oder nicht mehr.

so zweigeteilt, wie der weg von mir und waldemar endet
so zweigeteilt fühle ich mich auch in andren dingen
in vielleicht noch größerem maßstabe

danke, almuth, das trifft's
du bist genial!

:D
borderlesslie
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