Hallo ihr Traumreisenden
Zuerst: Ich wäre wirklich froh, wenn sich jemand die Mühe macht und alles durchliest, um sich dann noch zu einer Antwort durch zu ringen.
Ich hatte bereits in meiner kurzen Vorstellung geschrieben, dass ich von meinen Träumen (was auch sonst) berichten will und werde versuchen, meine Erlebnisse halbwegs in chronologischer Reihenfolge erzählen.
Es geht drum, dass ich nicht – wie ich hier beim Überfliegen kurz gelesen habe – von Fahrstühlen, Froschprinzen, Strumpfhosen oder wilden Tieren träume.
Meine Träume – oder zumindest die jüngsten – sind in der Geschichte, genauer Anfang des 20. Jahrhunderts, zuzuordnen.
Ich habe mich bisher nie großartig mit Geschichte befasst, dass kam erst, nachdem ich diese Träume hatte. Meine Träume spielten, wie ich vermute, im Zeitraum von 1885 – 1910. Den Schauplatz kann ich nicht immer eindeutig identifizieren (oftmals Russland, aber ich irgendwo in Deutschland), aber ich fange einfach mal an zu erzählen.
Mein erster Traum handelt von der letzten Zarenfamilie. Ich habe in einem dunklen Raum Zar Nikolai II gesehen, der auf einem Sofa saß. Im Hintergrund brannte ein Feuer im Kamin, seine Frau, Zarin Alexandra, saß in einem Lehnstuhl etwas abseits und hat gestrickt (oder gehäkelt). Ihre älteste Tochter, Olga, hat sich leise mit ihr über die Handarbeit unterhalten, den genauen Wortlaut konnte ich nicht verstehen.
Die anderen Kinder, Tatjana, Anastasia, Maria und Alexej, saßen bei ihrem Vater. Nikolai hat mich angesehen und mit einem gütigen Lächeln zu sich und seiner Familie eingeladen.
Ich war mit den drei jüngsten Kindern, also Anastasia, Maria und Alexej, gut befreundet. Zwischen Anastasia, Maria und mir bestand kein großer Altersunterschied (ich war also jünger als im wahren Leben) – wir waren ungefähr zwischen 13 und 15 Jahren, Alexej war ca. 9 Jahre alt.
Zuerst habe ich mich nicht getraut, Nikolais Einladung anzunehmen, immerhin hat der Zar nur am Abend Zeit für seine Familie und die wollte ich ihnen auch gönnen. Aber dann haben mich alle angesehen und gefragt, warum ich da noch alleine rum stehen würde. Ich solle mich doch zu ihnen setzten. Also habe ich mich zu den anderen Kindern auf das Sofa gezwängt, mich gegen einen von ihnen angelehnt und Nikolai hat uns Kindern aus einem Buch vor gelesen. Ich kann mich deutlich an dieses familiäre Gefühl erinnern und weiß deutlich, dass meine Eltern (also jene, die ich im Traum hatte) nicht so viel Zeit für mich haben bzw. sich die Zeit nicht nehmen.
Generell sind meine (Traum!)Eltern mir unbekannt geblieben, ich war meistens alleine.
In meinem zweiten Traum habe ich von einer Art Empfang- oder Galaabend geträumt. Es waren viele wichtige Personen anwesend, die man an ihren Uniformen mit den ganzen Orden und Abzeichen erkennen konnte. Auch die Zarenfamilie war wieder da; ich stand wie immer bei meinen besten Freunden – Anastasia, Maria und Alexej. Wir waren bereits alle schon müde, denn ein solch wichtiger Empfang ist auf die Dauer anstrengend. Immerzu musste man auf alles achten, auf seine Haltung, seine Aussprache (im Traum habe ich im übrigen fließen russisch gesprochen, obwohl ich es im wahren Leben nicht kann) und Worte, einfach auf alles.
Es war bereits spät, als Nikolai die Veranstaltung aufgelöst hat und wir uns endlich zurück ziehen konnten. Ich habe auf dem Weg durch die Korridore verschiede Büsten wichtiger Personen (ehemalige Zaren, Künstler, Philosophen etc.) gesehen, Gemälde bewundert und die ganze Einrichtung betrachtet.
Wir sind dann in die privaten Gemächer gegangen, wo nur die Familie und die engsten Freunde Zutritt haben. Wir Kinder haben uns dann, nachdem wir unsere Galakleidung abgelegt hatten, um Nikolai versammelt, der uns wieder vorgelesen und alte Geschichten, auch aus seiner Jugend erzählt hat. Darüber bin ich im Traum dann eingeschlafen.
Der Schauplatz meines dritten Traumes war eindeutig St. Petersburg. Wir standen in einer weniger befahrenen Seitenstraße versammelt. Es war Winter und ich kann mich an einen dicken, teuren Mantel erinnern, den ich getragen habe. Wir haben uns dann zusammen aufgestellt und ein gemeinsames Foto von einem Fotografen machen lassen. (Ein solches Foto habe ich bisher leider nicht im Internet gefunden)
Mein vierter und bisher letzter Traum, in dem die Zarenfamilie vor kam, war sehr traurig. Ich wusste, dass Nikolai mit seiner Familie weg gehen würde. Ich hatte Angst um meine Freunde, denn ich war mir trotz meiner jungen Jahre sehr sicher, dass ich sie nie mehr wieder sehen würde. Ich habe Nikolai angefleht, er möge doch dort bleiben, wo er gerade ist. Ich hätte ein schlimmes Gefühl und eine sehr böse Vorahnung.
Er hat mir dann sanft über das Haar gestreichelt und mich mit seinen wunderschönen blauen Augen angesehen, dass ich den Blick nicht abwenden konnte. Er hat mich liebevoll angelächelt (im Traum war er wie eine Art Onkel für mich, daher habe ich ihn auch immer „Onkel Niki“ genannt) und gesagt, dass meine Sorge ihn rührend würde. Aber ich müsse keine Angst haben, es wird alles gut werden.
Dann hat er sich von mir gelöst, einen Wachmann militärisch gegrüßt und ist mit seiner Familie gegangen. Ich erinnere mich, dass ich im Traum angefangen habe zu weinen und ihnen hinterher gerufen habe, dass sie nicht gehen sollen. Ich hatte unglaublich große Angst.
Dann bin ich aber aufgewacht. Dieses Gefühl, meine besten Freunde verloren zu haben, hat mich dann noch den Rest des Tages verfolgt.
Ich habe bei meiner Berichterstattung viele Details außen vor gelassen, sonst würde der Text wohl echt zu lang werden und niemand den lesen.
Sollten noch Fragen sein, bin ich gerne bereit, mehr darüber zu berichten. Ich kann nur sagen, dass ich weder aus Russland stamme, noch sonst etwas mit der Zarenfamilie zu tun hatte. Bisher.
Meine Wurzeln großväterlich lagen wohl in Preußen, aber das war es auch schon.
Im Traum selber habe ich mich bisher leider nicht selber gesehen, daher kann ich nicht sagen, wer ich damals war. Ich weiß allerdings, dass ich Deutsch als Muttersprache hatte und Russisch, sowie Englisch und Französisch dazu gelernt habe.
Ich wäre sehr froh, wenn mir jemand etwas dazu sagen könnte.