von Hedma » 15.06.2009, 08:19
Hallo, Traumlinde,
schön, dass du dir für mich Zeit genommen hast...
Nein, ich habe weder eine Beziehung, noch gehe ich gerade eine neue ein. Ich glaube, ich bin ein sehr gebranntes Kind.
Früher, als ich noch keine Ahnung hatte, habe ich immer gebetet, dass ich NIE so einen Mann haben will, wie mein Vater einer ist. Nämlich autoritär, dominant, Angst einflößend. Als Kind bekam ich Prügel und Verbote und Erniedrigungen en masse.
Tja, und was habe ich bekommen: 2 x so einen Mann, wie mein Vater einer war. "Natürlich" sahen sie äußerlich ganz anders, natürlich konnte ich mit ihnen über Themen sprechen, die ich mit meinem Vater gar nicht besprechen konnte oder wollte. Äußerlich war auch ich im Grunde genommen eine andere. Ich gehöre der so genannten 68-er Generation an und dazu gehörte Abnabelung vom alten Mief...also Protest, der sich auch in Kleidung ausdrückte.
Darunter war ich eben doch das Älteste von 4 Kindern, die sehr schnell die Verantwortung für die 3 anderen Geschwister aufgebürdet bekam. Ich war und bin es heute zwar nicht mehr in dem Ausmaß - eine Kümmerin. Und das haben diese Männer sofort gesehen und sich umkümmern lassen.
Als Kind wurde ich von meinem Großvater missbraucht ... er ging dafür ins Gefängnis - immerhin.
Aber daraus resultiert wohl, dass ich 2 x schwule Männer geheiratet habe. Beim 1. wusste ich noch gar nichts darüber, und war dementsprechend völlig fertig, als es dann Thema wurde. Den 2. habe ich mir dann selber ausgesucht. Na ja, und von dem 2. träume ich dann eben immer noch ab und an (heute Nacht blieb er leider fern, sonst könnten wir uns den Inhalt vornehmen).
Ich habe übrigens nie den Scheidungsgrund "Schwul" angegeben. Bei der 1. Scheidung habe ich den Anwalt formulieren lassen, weil es da noch das Schuldprinzip gab. Er nannte dann Lieblosigkeit etc., was auch stimmte.
Bei der 2. Scheidung musste dann keine Begründung mehr erbracht werden. Und hier war es ja auch nicht das Schwulsein. Das glaubte ich ertragen zu können.
Ich dachte immer, ich hätte beide "verarbeitet", kann aber ja nicht stimmen. Schlicht und ergreifend sind mir so genannte normale Männer einfach zu langweilig. Insofern war ich in der schwulen Szene schon ganz gut aufgehoben. Dort habe ich das kennen gelernt, was man wohl Feingeist nennt. Von vielen habe ich wirklich viel über Kunst, Musik etc. gelernt - und das war meine Welt oder ist es immer noch. Und ich konnte meiner Ironie freien Lauf lassen, weil sie verstanden wurde.
Bei normalen Männern musste ich viel zu viel erklären, und was dann kam, hat mich nur angeödet. Ja, wo ist ein hetero-Mann, mit dem ich das haben kann? Abgeneigt wäre ich nicht...
Liebe Grüße - Hedma
Wer nicht genießt, wird ungenießbar!